BERLIN (Dow Jones)--Der Löwenanteil eines Förderprogramms für die Kreativ- und Kulturwirtschaft fließt in den Aufbau einer staatlichen Einrichtung. Das geht aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, in die Dow Jones Newswires Einblick hatte. Von 7,8 Millionen Euro, die in diesem Jahr für die "Umsetzung kreativwirtschaftlicher Konzepte" vorgesehen sind, seien 4,3 Millionen Euro für das "Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes" eingeplant.
Dabei hatte der Bundesrechnungshof die Finanzierung des Zentrums durch den Bund zuvor gerügt, worauf die Grünen-Fraktionssprecherin für Medien- und Bildungspolitik, Margit Stumpp, hinwies. Die Aufgaben der Einrichtung würden inzwischen von den Ländern übernommen. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärt dazu, dass das Kompetenzzentrum seit 2016 "neue übergeordnete Aufgaben übernommen" habe. Zur "Neuausrichtung" gehörten die Bereiche "Sichtbarkeit, branchenübergreifende Mehrwerte und Potenzialvermittlung". Die Bundesregierung plane zudem einen Kreativ-Gipfel, "um die Innovationskraft der Branchen darzustellen und weitere Handlungsfelder zu identifizieren".
Nur 128.400 Euro für Forschung übrig
Für wissenschaftliche Analysen stehen dem Kompetenzzentrum 2019 nur 128.400 Euro zur Verfügung. Davon soll es im zweiten Halbjahr eine Fachkonferenz sowie eine internationale Umfrage zum Thema Kultur- und Kreativwirtschaft finanzieren. Für die jährlichen Monitoringberichte über die Branche rechnet das Ministerium mit "Kosten von unter 200.000 Euro pro Jahr".
Die Ausgaben für Forschung stünden "in einem auffälligen Kontrast" zu den Fördergeldern für das Kompetenzzentrum, kritisierte Stumpp, zumal die Wirkungen derartiger Kampagnen "schwer messbar" seien. Nötig seien viel differenziertere wissenschaftliche Branchenreports, etwa im jährlichen Monitoring-Bericht, forderte die Grünen-Politikerin. "Wir müssen mehr darüber wissen, wie die Wertschöpfungsketten in den jeweiligen Teilbranchen aussehen, wer die verschiedenen Akteure sind und wie die Einkommensverteilung in den verschiedenen Branchen aussieht", sagte Stumpp. "Denn das größte Problem ist immer noch die prekäre Lage der meisten Kreativschaffenden."
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July 25, 2019 11:43 ET (15:43 GMT)
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