Auch in der neuen Woche beschäftigen die
Geldpolitik und die Berichtssaison gleichermaßen die Anleger. Nach
der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Mittwoch
die US-Notenbank Fed mit ihrem Zinsentscheid an der Reihe. Außerdem
legt rund ein Drittel der Dax-Unternehmen
Die EZB veränderte ihre Leitzinsen am vergangenen Donnerstag nicht. EZB-Chef Mario Draghi bekräftigte auf einer Pressekonferenz aber erneut seine Aussagen für eine Lockerung der Geldpolitik angesichts der Unsicherheiten durch Handelskonflikte. Es seien "signifikante geldpolitische Impulse" notwendig, sagte Draghi. Der konjunkturelle Ausblick werde immer schlechter und schlechter, schob er nach.
Nun gehen Börsianer fest davon aus, dass die Fed am Mittwoch ihre Leitzinsen senken wird. Es wäre die erste Zinssenkung seit zehn Jahren. "Würde man unvoreingenommenen Beobachtern die aktuelle Datenlage vorlegen, wären sie wohl ziemlich verwirrt, dass Zinssenkungen überhaupt ein Thema sind", schrieb Analyst Patrick Franke von der Landesbank Helaba mit Blick auf jüngst starke konjunkturelle Signale in den USA. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den enormen Druck, den US-Präsident Donald Trump zuletzt auf die Fed ausgeübt hatte. Trump wünscht sich schon lange Zinssenkungen.
"Entweder hatte Trump ein besseres Händchen für die angemessene Geldpolitik oder die Fed hat wider besseres Wissen seinem Druck nachgegeben, beides keine sehr schmeichelhaften Interpretationen", kommentierte Franke. Da viele Experten eine Leitzinssenkung schon fest eingeplant haben, erwarten sie rund um die Fed-Sitzung insbesondere Signale der Fed mit Blick nach vorn. Außerdem tagen mit der japanischen Zentralbank am Dienstag und der Bank of England am Donnerstag auch die übrigen der vier wichtigsten Notenbanken.
So wird Wohl und Wehe des Dax wohl weiterhin stark von geldpolitischen Entscheidungen beeinflusst sein. "Kurzfristig könnte der deutsche Leitindex weiter Schwung von den Notenbanken bekommen, darüber hinaus bleiben die Unternehmensgewinne und der Dividendenausblick aber mittelmäßig", schrieb Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank mit Blick auf die Berichtssaison, die nun auf einen Höhepunkt zusteuert.
Am Dienstag legen der Medizinkonzern Fresenius, Tochterkonzern FMC
Jüngst hatten mehrere Gewinnwarnungen deutscher Unternehmen die
Geduld der Investoren auf eine harte Probe gestellt. Die gekappte
Prognose von Continental
Die durch die Notenbanken gestützte Laune der Anleger konnten die Hiobsbotschaften der Konzerne bisher allerdings kaum verderben. "Schließlich blieben die Marktteilnehmer zumeist recht gelassen, weil sie bereits über die aktuelle Talsohle hinausblicken", erklärte Analyst Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg. So hoffen Anleger aus Sicht des Experten auf einen glimpflich verlaufenden Abschwung und eine konjunkturelle Trendwende im zweiten Halbjahr.
Obendrein stehen wichtige Konjunkturdaten in den USA und Europa gleichermaßen auf der Agenda. "Sollte sich neben der Unternehmens- auch die Verbraucherstimmung eintrüben, würde das für eine immer ernstere Wachstumsabschwächung sprechen", schrieb Robert Greil von Merck Finck Privatbankiers. Anleger blicken daher am Dienstag unter anderem auf das US-Verbrauchervertrauen im Juli. Außerdem stehen am Mittwoch Daten zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal in der Eurozone auf dem Programm. Zum Wochenschluss rückt dann der viel beachtete US-Arbeitsmarktbericht für Juli in den Fokus.
Zu guter Letzt könnte auch der Konflikt zwischen dem Iran und den USA am Persischen Golf ein Thema für die Börsen bleiben. Die angespannte Lage in der ölreichen Region war zuletzt bestimmendes Thema am Ölmarkt. US-Außenminister Mike Pompeo hatte sich bereit erklärt, den Iran zu besuchen und dort die Politik Washingtons gegenüber der Islamischen Republik zu erläutern. Auch zwischen dem Iran und Großbritannien schwelt ein Streit um zwei beschlagnahmte Öl-Tanker./niw/la/fba
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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AXC0184 2019-07-26/16:20