BERLIN (Dow Jones)--Synthetische, strombasierte Stoffe sind einer Analyse zufolge nicht zwangsläufig klimaschonender und nachhaltiger als fossile Brennstoffe. Sogenannte Power-to-X-Verfahren (PtX) zur Umwandlung von Strom in Energieträger könnten sogar negative Folgen für Umwelt und Klima aufweisen, heißt es in einem Impulspapier des Öko-Instituts, das vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beauftragt und vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde.
Es müsse sichergestellt werden, dass in den Industrieanlagen tatsächlich Strom aus erneuerbaren Energien genutzt werde. Ansonsten sei die Produktion von PtX-Stoffen "in den Energiesystemen vieler europäischer Länder heute und auch mittelfristig" mit höheren Treibhausgasemissionen verbunden als bei Erdgas oder Diesel, heißt es in dem Aufsatz. Denn aufgrund der großen Umwandlungsverluste würden enorme Mengen an Strom benötigt. Marktwirtschaftliche Zwänge könnten aus Sicht der Forscher auch zu einer wenig nachhaltigen Produktion führen.
Weitere Kritikpunkte des Papiers sind die Wasserversorgung in sonnenreichen, aber wasserarmen Gebieten sowie der gesteigerte Flächenverbrauch. Das Öko-Institut empfiehlt daher, frühzeitig Umweltschutzkriterien für die Förderung der PtX-Technologie zu etablieren.
BUND lehnt PtX beim Verkehr ab
Der BUND fordert, einen Schwerpunkt auf die CO2-Gewinnung für PtX aus der Luft zu setzen. "Das ist technisch anspruchsvoll, aber der einzige Weg, auf Dauer das 1,5-Grad-Limit des Pariser Klima-Abkommens nicht zu verletzen", erklärte der stellvertretende BUND-Vorsitzende Ernst-Christoph Stolper. Der BUND lehnt eine Nutzung von PtX im Verkehrsbereich indes ab. Es dürfe bei PtX nicht derselbe Fehler gemacht werden wie bei den Biokraftstoffen. "Nur wenn von Anfang an sichergestellt ist, dass PtX die effizienteste Lösung darstellt und wirklich Treibhausgase reduziert werden, kann PtX Teil einer CO2-Minderungsstrategie sein, die mit dem Paris-Abkommen vereinbar ist", so Stolper.
Das Bundeswirtschaftsministerium will die PtX-Technologie massiv fördern und in sogenannten Reallaboren erproben. Längst testen auch mehrere deutsche Unternehmen die PtX-Verfahren. So betreibt Audi im niedersächsischen Werlte eine Pilotanlage zur Erzeugung von synthetischem Methan als Kraftstoff für eine CO2-neutrale Langstreckenmobilität.
Link zum Impulspapier: https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Impulspapier-soz-oek-Kriterien-e-fuels.pdf
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
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July 29, 2019 10:45 ET (14:45 GMT)
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