In der Eurozone hat das Wirtschaftswachstum an Fahrt verloren. Die Wirtschaftsleistung sei im zweiten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal gewachsen, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mit. Zum Jahresauftakt hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsgebiet noch doppelt so stark um 0,4 Prozent zugelegt. Während sich die Inflation im Währungsraum vor dem Hintergrund der Konjunkturflaute zuletzt abgeschwächt hat, konnte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt dagegen weiter verbessern.
"Der Währungsraum ist inmitten einer an Geschwindigkeit aufnehmenden wirtschaftlichen Talfahrt", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Daten. Das Abflauen der Konjunktur in der Eurozone hatte sich bereits abgezeichnet. Zuletzt waren wichtige Indikatoren für die Stimmung in den Unternehmen deutlich gesunken. Außerdem hatte sich das Wachstum in Frankreich im zweiten Quartal abgeschwächt.
Mit der abflauenden Konjunktur ging auch die Inflation im Währungsraum zurück. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli laut Eurostat im Jahresvergleich nur um 1,1 Prozent. Das ist der schwächste Anstieg seit knapp eineinhalb Jahren. Im Juni hatte die Inflationsrate noch 1,3 Prozent betragen.
Die Kerninflation, die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie ausklammert und von der Europäische Zentralbank (EZB) stark beobachtet wird, fiel im Juli sogar um 0,2 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent. Die EZB ist für stabile Preise zuständig und strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an.
Mit Blick auf die aktuellen Wachstums- und Preisdaten "dürfte sich die EZB auf ihrem Kurs in Richtung geldpolitischer Lockerung im Herbst bestätigt sehen", sagte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die europäischen Währungshüter hatten zuletzt klare Signale für eine Lockerung gesendet. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass der Einlagensatz gesenkt wird. Dies ist eine Art Gebühr für Gelder, die Banken bei der EZB parken.
Während Konjunktur und Preisentwicklung schwächeln, zeigte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt der Eurozone nach wie vor vergleichsweise robust. Obwohl sich die Stimmung in den Unternehmen wegen wachsender konjunktureller Risiken zuletzt spürbar eingetrübt hat, bleibt die Arbeitslosigkeit in der Eurozone auf dem Rückzug. Die Arbeitslosenquote fiel im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent und erreichte den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren.
Im Euroraum wurde die niedrigste Arbeitslosenquote in Deutschland gemessen. Die höchste Arbeitslosigkeit verzeichnen weiter Griechenland und Spanien. Seit der Hochphase der Euroschuldenkrise im Jahr 2013 hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt der Eurozone stark verbessert. Trotz der Verbesserung sind in den südlichen Ländern des Währungsraums aber weiterhin besonders viele Jugendliche arbeitslos./jkr/bgf/jha/
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