Vor dem Hintergrund angespannter Beziehungen hat China die Vorschriften für Reisen nach Taiwan verschärft. Chinesische Staatsbürger aus 47 Städten dürfen demnach nicht mehr eigenständig nach Taiwan reisen. Ein entsprechendes Pilotprojekt, das Chinesen seit 2011 solche Reisen erlaubt hatte, wird zum 1. August ausgesetzt, wie das Pekinger Ministerium für Kultur und Tourismus am Mittwoch mitteilte. Damit können Chinesen vorerst nur noch in organisierten Gruppenreisen Taiwan besuchen.
Die kommunistische Führung in Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik seit jeher als eigenes Territorium. Zuletzt hatte Peking erbost auf ein Rüstungsgeschäft der USA reagiert, die Waffen für rund zwei Milliarden Dollar (etwa 1,7 Milliarden Euro) an Taiwan verkaufen wollen.
Taiwans Regierung verurteilte den chinesischen Bann am Mittwoch. Die touristischen Aktivitäten würden auf der Grundlage eines von beiden Seiten vereinbarten Tourismuspakts durchgeführt. China habe das Abkommen ohne vorherige Konsultationen beendet.
Laut Taiwans offiziellem Tourismusbüro reisten im ersten Halbjahr dieses Jahres 1,67 Millionen chinesische Touristen, darunter Gruppen und Einzelpersonen, nach Taiwan. Das ist ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum von 2018. Die lokale Tourismusindustrie prognostizierte, dass jeden Monat etwa 150 000 chinesische Touristen einzeln nach Taiwan reisten, berichtete die taiwanische Nachrichtenagentur CNA.
Die Beziehungen beider Staaten haben sich deutlich verschlechtert, seit in Taiwan vor drei Jahren die Fortschrittspartei DPP die Wahlen gewann und Tsai Ing-Wen zur neuen Präsidentin ernannt wurde.
Seitdem geht die Regierung in Taiwan - anders als die Vorgängerregierung der Partei Kuomintang - zu Peking immer mehr auf Distanz. In fünf Monaten stehen wieder Wahlen in Taiwan an. Peking betrieb zuletzt verstärkt die internationale Isolierung Taiwans. Von zwei Dutzend meist kleineren Staaten, die Taiwan diplomatisch noch anerkannt hatten, konnte Peking weitere auf seine Seite ziehen.
Der Streit um den Status Taiwans geht auf den Bürgerkrieg in China zurück, als die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang nach ihrer Niederlage gegen die Kommunisten Maos nach Taiwan geflüchtet waren. Seit Gründung der Volksrepublik 1949 betrachtet Peking die Insel als eigenen Landesteil.
In einem vergangene Woche vorgelegten Weißbuch wiederholte Peking Drohungen, die Inselrepublik gegebenenfalls auch mit militärischer Gewalt zurückzuerobern. Die "vollständige Wiedervereinigung Taiwans mit China ist im Grundinteresse Chinas", hieß es./jpt/DP/jha
AXC0204 2019-07-31/14:03