(neu: mehr Details und Hintergrund zu Abstimmungsergebnis und Anleihekäufen)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Die amerikanische Notenbank Fed vollführt eine geldpolitische Vollbremsung. Nicht nur senkt sie ihren Leitzins erstmals seit der großen Finanzkrise 2008. Auch beendet sie die Rückführung ihrer angeschwollenen Bilanz zwei Monate früher als eigentlich geplant. Beides teilte die Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer zweitägigen Zinssitzung in Washington mit. Analysten hatten die Zinssenkung erwartet. Die Beendigung der Bilanzreduzierung kam dagegen überraschend.
Der Leitzins der Fed sinkt um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent. Analysten hatten eine Reduzierung in diesem Ausmaß erwartet. Darüber hinaus kündigte die Notenbank an, ab Anfang August ihre Bilanzreduzierung zu beenden. Diese Reduzierung war eigentlich erst ab Oktober geplant. Sie war notwendig geworden, weil die Fed nach der Finanzkrise Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von mehreren Billionen Dollar erworben hatte. Der Abbau dieser Vermögenswerte wurde parallel zum seit Ende 2015 vollführten Zinsanhebungskurs vorgenommen.
Die Notenbank begründete ihre geldpolitische Lockerung mit "globalen Entwicklungen" und der verhaltenen Inflation. Zugleich ließ die Notenbank die Tür für weitere Zinssenkungen offen. Die nächste Zinssitzung der Fed findet im September statt.
Die Entscheidung der Fed fiel nicht einstimmig. Zwei Notenbanker in dem neunköpfigen geldpolitischen Ausschuss FOMC stimmten gegen die Zinssenkung. Die Notenbanker Esther George und Eric Rosengren wollten den Leitzins lieber unverändert lassen.
Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für Schuldendienst ausgeben müssen und damit mehr Einkommen zur Verfügung haben.
Mit der Zinssenkung kam die unabhängige Notenbank auch ihrem prominentesten Kritiker - Präsident Trump - entgegen. Er äußert seit Monaten öffentlich harsche Kritik am Kurs der Notenbank und fordert niedrigere Zinsen. Er hatte die Fed etwa als "völlig ahnungslos" oder auch als "hartnäckigstes Problem" der US-Wirtschaft bezeichnet. Noch am Dienstag hatte er die Notenbank angesichts der erwarteten leichten Senkung des Leitzinses zu einem größeren Einschnitt aufgefordert.
Die US-Arbeitslosenquote lag im Juni bei nur 3,7 Prozent. Das Wachstum der Wirtschaft ist noch robust, verlangsamt sich aber. Die Inflation indes liegt unter dem Ziel der Notenbank von zwei Prozent. Einige Analysten hatten daher argumentiert, es brauche eine größere Zinssenkung um 0,5 Prozent, um Inflation und Wirtschaft anzuheizen./bgf/jbz/jsl
AXC0340 2019-07-31/20:36