Die US-Notenbank Fed hat am Mittwochabend ihren Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Aussicht auf eine Reihe von weiteren Zinssenkungen wurde durch Notenbankchef Jerome Powell jedoch gedämpft. Die Einschätzungen der Ökonomen im Überblick:
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
"An den Finanzmärkten platzten Zinssenkungsfantasien. Jerome Powells Aussage, wonach kein Zinssenkungszyklus anstehe, machte Hoffnungen auf einen stärkeren geldpolitischen Impuls zunichte. In Anbetracht nach wie vor guter US-Wirtschaftsdaten wäre es allerdings töricht, allzu viel von der Fed zu erwarten. Der US-Dollar konnte gegenüber dem Euro zulegen, denn die EZB plant im Gegensatz zur Fed mit einem ganzen Maßnahmenpaket."
Uwe Burkert, Chefvolkswirt Landesbank Baden-Württemberg (LBBW):
"Der geldpolitische Lockerungsschritt fällt in eine Zeit, in der sich die Verfassung der US-Konjunktur zwar ausweislich der kürzlich veröffentlichten BIP-Daten weiterhin solide zeigt, in der die Abwärtsrisiken jedoch auf globaler Ebene angesichts anhaltender Handelskonflikte und der ungeklärten Brexit-Frage immer weiter gewachsen sind. Letzteres ist neben der nur mäßigen Inflation in den USA die Hauptmotivation für den Schritt der Fed: Sie will die US-Konjunktur gegen die Negativwirkung der Risiken 'absichern'. Dass die Notenbanker es bei einem "moderaten" Schritt um 25 Prozentpunkte beließen, statt der von einigen Experten erwarteten 50 Prozentpunkte, zeigt, dass sie die Gefahr einer krisenhaften Zuspitzung als gemäßigt ansehen."
Nathan Sheets, Chefvolkswirt bei PGIM Fixed Income:
"Powell hat keine konkreten Zusagen für zukünftige Zinssenkungen getätigt. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass der heutige Zinsschritt ausreichen wird, um die Ziele der Fed in Bezug auf Inflation und konjunkturelle Unterstützung zu erreichen. Weitere Impulse sind in Vorbereitung. Die Frage ist, wie viel und wann?"
Bernd Weidensteiner, Analyst Commerzbank:
"Die Ansicht von Herrn Powell, dass die Fed heute eine 'Anpassung in der Mitte des Zyklus' vorgenommen hat, scheint darauf hinzudeuten, dass die Fed dazu tendiert, weniger Lockerung zu liefern, als manche offenbar erwarten. Herr Trump wird mit dieser Politik nicht allzu zufrieden sein und könnte weiterhin Powell angreifen. Gleichzeitig werden die Falken in der Fed versuchen, für die 'one-and-done' -Linie zu streiten. Das Leben für die Fed wird in den nächsten Monaten interessant."
Christian Scherrmann, Volkswirt DWS USA:
"In der Pressekonferenz war letztendlich für jeden etwas dabei. Der heutige Zinsschritt sei lediglich eine Versicherung gegen externe Einflussfaktoren, eine Adjustierung der Geldpolitik also, wie sie mitten im Zyklus nicht unüblich wäre. Grundsätzliche werde man weiterhin sämtliche volkswirtschaftliche Daten und globalen Entwicklungen genau beobachten. Jerome Powell war also redlich bemüht, sich ebenso gegen Kritik zu wehren, die Fed wäre nicht unabhängig, als auch den Märkten zu vermitteln, dass eine weitere Lockerung maßvoll und garantiert nicht garantiert ist."/jsl/bgf/fba
AXC0355 2019-07-31/22:50