Mieter mit niedrigem Einkommen bekommen die Jahrzehnte zurückliegende Kürzungen beim Sozialwohnungsbau noch immer zu spüren: Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland nach Berechnungen des Wohnungsverbands GdW nur noch knapp 1,2 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland, weniger als halb so viele wie 2002. Im jährlichen Schnitt fallen demnach zur Zeit etwa 43 000 Wohnungen pro Jahr aus der Sozialbindung.
Einen Rückgang in dieser Größenordnung erwartet der Verband auch für das nächste Jahr. Der GdW ist der Dachverband der genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsgesellschaften, die viele Sozialwohnungen in ihrem Bestand haben.
Inzwischen werden zwar wieder vermehrt Sozialwohnungen gebaut - nach GdW-Zahlen bundesweit 27 040 im vergangenen Jahr. Doch reicht das nicht, um die Zahlen konstant zu halten. Der Grund: Sozialwohnungen bleiben nicht ewig Sozialwohnungen. Eine übliche Bindungsfrist sind 30 Jahre. Seit den achtziger Jahren wurden nur noch wenige Sozialwohnungen gebaut, so dass es heute an Ersatz fehlt. "Es gibt dringenden Handlungsbedarf", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. "Denn eigentlich müssten jährlich 80 000 neue Sozialwohnungen erstellt werden."
Der GdW-Präsident hielt Bund und Ländern vor, angesichts Wohnungsmangels in den Ballungsräumen und rasant steigender Mieten nach wie vor zu wenig in den Wohnungsbau zu investieren. Für die Jahre 2020/2021 seien insgesamt zwei Milliarden Euro für die soziale Wohnraumförderung vorgesehen. Um den wirklichen Bedarf an Sozialwohnungen decken zu können, wären laut GdW bundesweit mindestens fünf Milliarden Euro notwendig. "Es fehlt ein Masterplan Sozialer Wohnungsbau mit klarer Zielvorgabe und angemessen ausgestatteter Förderung", kritisierte Gedaschko./cho/DP/jha
AXC0250 2019-08-01/15:11