Der Glaube an ein absehbares Ende des Handelskonflikts schwindet von Tag zu Tag. Auf die amerikanische Totalverzollung chinesischer Importwaren hat China mit einem Boykott von US-Agrargütern reagiert. Und dass Trump die deutliche Abwertung des Yuan gegen Dollar als Währungsmanipulation definiert, spricht für anhaltenden amerikanischen Handelsprotektionismus.
Ist das sogar Trumps Kalkül? Denn zum Schutz vor handelsprotektionistischen Konjunktureintrübungen und zur "fairen" Exportförderung über einen schwachen Dollar wird die Fed förmlich unter Druck gesetzt, eine freizügigere Zinspolitik als bislang geplant durchzuführen. Die Chinesen täten Trump sogar einen Gefallen, wenn sie ihr Depot von der Last ihrer fast zwei Bio. US-Dollar Staatsanleihen befreiten. Dann müsste die Fed auf jeden Fall ein neues großes Anleiheaufkaufprogramm zur Verhinderung von steigenden Anleiherenditen starten. Damit würden Trump drei Wünsche erfüllt: Er könnte China im Wahlkampf weiter als Feindbild benutzen, der fundamental austrocknende US-Aktienmarkt würde über die Liquiditätshausse alternativ bewässert und die Neuverschuldung zur amerikanischen Wirtschaftsankurbelung und Wahlgeschenkverteilung würde noch billiger. So etwas gibt es sonst nur beim Überraschungs-Ei.
Globalisierung als Auslaufmodell?
Aber wie will man aus diesem sich hochschaukelnden US-chinesischen Konflikt jemals wieder herauskommen? Klein beigeben ist für keine Seite ohne Gesichtsverlust möglich. Trump will sich im Wahlkampf nicht als lahme Ente präsentieren. Und Haltung zeigen, ist in Asien ohnehin ein hohes Gut. Man bräuchte einen Schiedsrichter wie den Internationalen Währungsfonds oder die Welthandelsorganisation. Doch werden beide Institutionen weder in Washington noch in Peking ernst genommen.
Wenn zwei sich streiten, kann sich der dritte, Export-Deutschland nicht freuen, zumal ein transatlantischer Handelsstreit überhaupt nicht vom Tisch ist. Neben dem Ende der Happy Hour des Freihandels wird die deutsche Vorzeigebranche "Automobil" auch noch von einem gewaltigen Technologiewandel hin zum E-Motor gebeutelt. Hier haben andere einen Vorsprung, den wir jahrzehntelang beim Verbrennungsmotor besaßen, dem aber jetzt der Sprit ausgeht. Und nicht zuletzt wird "Made in Germany", das Markenzeichen für weltweit großartige Ingenieurskunst, von China auf allen Ebenen erfolgreich angegriffen. Tatsächlich hat keine andere Industrienation mehr zu verlieren als Deutschland. Erster Frust auf dem Arbeitsmarkt und bei der Konsumlust ist unübersehbar.
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