Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)-Neben der Aufzugssparte könnten bei Thyssenkrupp auch drei kleinere Geschäftsbereiche mit gut 1,2 Milliarden Euro Jahresumsatz unter den Hammer kommen. Das ist das Ergebnis einer ersten Überprüfung des Konzernportfolios, die der Stahl- und Industriekonzern im Mai bei Vorstellung seiner neuen Strategie angekündigt hatte.
Feder und Stabilisatoren für Autos, der Anlagenbau für die Autoindustrie und Grobbleche, die in der Bauindustrie oder im Schiffbau zum Einsatz kommen, sind aus Sicht des Vorstandes "trotz intensiver Anstrengungen derzeit nicht wettbewerbsfähig" und sollen nun von Sanierungsexperten daraufhin geprüft werden, ob eine Restrukturierung möglich ist.
Vorstandschef Guido Kerkhoff schließt auch einen Verkauf nicht aus: "Dass Geschäfte ohne klare Perspektive dauerhaft Geld verbrennen und damit Wert vernichten, den andere Bereiche erwirtschaftet haben, wird es jedenfalls in Zukunft nicht mehr geben." Die Bereiche stünden für 4 Prozent des Konzernumsatzes, aber für ein Viertel der Mittelabflüsse im laufenden Jahr.
Kern der neuen Strategie ist ein Teilbörsengang der Aufzugssparte Elevator Technology, mit dessen Erlösen Thyssenkrupp seine Kapitalbasis so verbessern will, dass es für eine Weiterentwicklung der Geschäfte wieder finanziellen Spielraum gibt. Bis Ende September soll die Sparte verselbstständigt sein, damit im kommenden Geschäftsjahr ein Gang an die Börse möglich ist. Dabei würde der Mutterkonzern zunächst die Mehrheit behalten. Allerdings gibt es auch "deutliches Interesse von Investoren" an diesem profitablen Filetstück aus dem Industriegeschäft des Konzerns, wie Kerkhoff deutlich machte.
Diese Interessensbekundungen würden derzeit geprüft. Namen nannte er allerdings nicht. Früheren Berichten nach soll auch der finnische Wettbewerber Kone darunter sein. Für den Stahlbereich, dessen Fusion mit dem Europageschäft der indischen Tata Steel am Veto der EU-Kommission gescheitert war, wird derzeit ein Zukunftskonzept erarbeitet, dass den strukturellen Problemen der von Überkapazitäten geprägten europäischen Stahlindustrie gerecht wird. Zum Jahresende will der Konzern bei allen genannten Projekten Antworten liefern.
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August 08, 2019 01:00 ET (05:00 GMT)
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