BERLIN (Dow Jones)--Der Energieversorger RWE hat mit Blick auf die Energiewende vor erheblichen Netzinstabilitäten gewarnt und den Aufbau neuer Kapazitätsreserven gefordert. Er mache sich "erhebliche Sorgen" um die Versorgungssicherheit, sagte Konzernchef Rolf Martin Schmitz während einer Telefonkonferenz mit Journalisten anlässlich der RWE-Halbjahresbilanz. Wenn neben den nahezu 10 Gigawatt Brutto-Nennleistung bei der Kernkraft nochmals so viel bei der Stein- und Braunkohle aus dem Netz genommen würden, dann gehe Backup-Kapazität verloren und stehe nicht mehr zur Verfügung.
Im Moment werde auch nichts neu gebaut, kritisierte Schmitz. Er habe "Zweifel", ob die fehlende Leistung künftig aus dem Ausland bezogen werden könne. Es sei "dringend notwendig", nicht nur ans Abschalten, "sondern eben auch ans Anschalten zu denken", forderte der RWE-Chef. Es müssten konkret neue Gaskraftwerke errichtet werden, um die Lücke zu füllen.
Im Juni kam es an drei Tagen im deutschen Stromnetz zu erheblichen Schwankungen, die beinahe zum Blackout führten. Die Übertragungsnetzbetreiber konnten die Lage nur retten, weil sie Strom aus dem Ausland bezogen. Aus Sicht von Schmitz war dies jedoch kein technisches Problem, "sondern dass zu wenig Regelenergie vorgehalten worden war". In manchen Bilanzkreisen habe der Ausgleich nicht richtig stattgefunden. Schmitz sprach von einem Händlerverhalten, "das eigentlich nicht zulässig ist". Die Bundesnetzagentur hatte in der Folge die Regeln für die Bilanzkreise verschärft. Die Behörde untersucht den Fall noch.
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August 14, 2019 05:28 ET (09:28 GMT)
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