DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutschland steht vor einer technischen Rezession
Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands hat sich im zweiten Quartal 2019 wie erwartet abgeschwächt und dürfte sich nach Ansicht von Volkswirten vorerst nicht bessern. Nach einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal erwarten sie für das dritte Quartal einen weiteren BIP-Rückgang, womit sich Deutschland in einer "technischen Rezession" befände. Von einer echten Rezession mit stark steigender Arbeitslosigkeit ist Deutschland allerdings noch weit entfernt.
Nordea: Deutsche Konjunkturschwäche spricht für großes EZB-Paket
Die sich verschlechternden Wachstumsaussichten für Deutschland sprechen aus Sicht von Nordea für eine geldpolitische Lockerung im Euroraum. "Wir erwarten, dass die EZB im September ein ganzes Paket von Maßnahmen ankündigen wird", schreibt Analyst Jan von Gerich in einem Kommentar. Die Schwäche der Industrie nehme angesichts der globalen Unsicherheiten noch zu und werde über den Arbeitsmarkt auch zunehmend die Konsumdynamik beeinträchtigen.
Commerzbank sieht Aufwärtsrisiko für BIP-Prognose 2019
Die Commerzbank sieht trotz des leichten Rückgangs der deutschen Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal Aufwärtsrisiken für ihre Wachstumsprognose für 2019. Chefvolkswirt Jörg Krämer weist darauf hin, dass das Statistische Bundesamt (Destatis) ihre Angaben zur BIP-Entwicklung im dritten und vierten Quartal 2018 nach oben korrigiert habe. "Das hat die Ausgangsbasis für die 2019er Konjunkturprognose um 0,1 Prozentpunkte nach oben verschoben", schreibt Krämer in einem Kommentar.
ING: Deutsche Binnenwirtschaft beginnt zu bröckeln
Die ING sieht nach dem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal erste Hinweise darauf, dass der Widerstand der deutschen Binnenkonjunktur gegen die externen Schocks zu bröckeln beginnt. "Gewinnwarnungen, erste Entlassungen, ein Anstieg der Kurzarbeit, ein sinkendes Verbrauchervertrauen und eine schwächere Dynamik im Dienstleistungssektor lassen die Alarmglocken läuten", schreibt ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski in einem Kommentar.
BMWi: Ausblick für deutsche Wirtschaft bleibt vorerst gedämpft
Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet angesichts des schwierigen globalen Umfelds vorerst keine grundlegende Verbesserung für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Das machte das Ministerium in seinem jüngsten Monatsbericht deutlich, der kurz nach Bekanntgabe der jüngsten daten zum Bruttoinlandsprodukt veröffentlicht wurde. Diese zeigen einen leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal gegenüber dem ersten.
Altmaier sieht sinkende Wirtschaftsleistung als "Warnsignal"
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat alarmiert auf die neuen Daten des Statistischen Bundesamts zur Wirtschaftsleistung reagiert, nach denen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken ist. "Die aktuellen Zahlen sind ein Weckruf und ein Warnsignal", sagte Altmaier der Bild-Zeitung. "Wir sind in einer Konjunkturschwäche, aber noch nicht in einer Rezession", betonte er aber. Die könne man verhindern, wenn "die richtigen Maßnahmen" ergriffen würden.
Forderungen nach Steuersenkungen und Investitionen nach BIP-Rückgang
Der leichte Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) hat bei Ökonomen und Wirtschaftsverbänden Besorgnis ausgelöst. Sie forderten die Politik auf, Unternehmenssteuersenkungen und höhere Investitionen in Deutschland in Angriff zu nehmen. Besonders die Aussichten auf eine weitere Verschlechterung in den kommenden Monaten aufgrund der Exportschwäche und schwacher Zahlen für das verarbeitende Gewerbe geben nach Ansicht der Wirtschaftsexperten wenig Hoffnung für eine baldige Erholung.
DIW will finanzpolitischen Kurswechsel
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat angesichts der leichten Schrumpfung der deutschen Wirtschaft einen neuen Kurs in der Finanzpolitik gefordert und dafür auch eine Nachbesserung der Regeln der Schuldenbremse verlangt. "Die Zeit scheint insgesamt mehr denn je reif, dass die Bundesregierung endlich einen Kurswechsel einleitet, die Spielräume in den öffentlichen Kassen sinnvoll nutzt und eine Agenda für die Modernisierung des Standorts Deutschland verfolgt", erklärte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.
BDI: Deutschland muss finanzpolitisch umschalten
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat angesichts der leichten Schrumpfung der deutschen Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal eine Ausnutzung des finanzpolitischen Spielraums angemahnt. "Die Schuldenbremse, die im Grundgesetz verankert ist, ist entscheidender als das Erreichen einer sogenannten schwarzen Null", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. "Finanzpolitisch muss Deutschland jetzt umschalten", forderte er.
BGA: Politik muss Konjunkturschwäche beherzt angehen
Der Groß- und Außenhandelsverband BGA hat von der Bundesregierung nach der jüngsten Eintrübung der Konjunktur entschlossene Maßnahmen zu Gunsten der Wirtschaft gefordert. Zwar gebe es nach dem vom Statistischen Bundesamt gemeldeten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent im zweiten Quartal "keinen Grund für Schwarzmalerei", erklärte BGA-Präsident Holger Bingmann. "Wohl aber ist dies ein lauter Weckruf für die Politik, nun endlich loszulegen und beherzt gegenzusteuern."
IfW sieht keinen Anlass zu konjunkturpolitischem Aktionismus
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht trotz der Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,1 Prozent keine Notwendigkeit für eine Neuausrichtung der Konjunkturpolitik. Die Bewertung unterscheidet sich damit von anderen Konjunkturforschern und deren Forderungen nach einem Kurswechsel in die Finanzpolitik oder einem massiven Investitionsfonds.
Grüne: Regierung darf schwarze Null nicht höher hängen als Investitionen
Die Grünen haben angesichts der aktuellen Eintrübung der Konjunktur das Beharren der Regierung auf einem ausgeglichenen Haushalt kritisiert. "Wenn die Bundesregierung eine vorausschauende Wirtschaftspolitik machen möchte, darf sie die schwarze Null nicht höher hängen als die unumgänglichen Investitionen in die Zukunft", sagte Fraktionsvize Anja Hajduk.
IfW: Renditeentwicklung spricht gegen Immobilien-Spekulationsblase
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat Warnungen vor einer Überhitzung des Immobilienmarktes in Deutschland und einer Spekulationsblase relativiert, wie sie jüngst die Europäische Zentralbank und die Bundesbank wegen zum Teil drastisch gestiegener Immobilienpreise ausgesprochen hatten. IfW-Forscher Ulrich Schmidt komme "nach Analyse der Renditen von Anlageimmobilien zu dem Schluss, dass auf deren Basis keine Spekulationsblase erkennbar ist", erklärte das Institut.
Eurozone-BIP wächst im zweiten Quartal um 0,2 Prozent
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum hat sich im zweiten Quartal 2019 glatt halbiert. Die Handelskonflikte und die Gefahr eines Brexits ohne Abkommen dämpfen Aufschwung in der Eurozone. Wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Im ersten Quartal war das BIP der Eurozone um 0,4 Prozent gewachsen.
Schwächephase der Eurozone-Industrie geht im Juni weiter
Die Industrie im Euroraum hat ihre Produktion im Juni stark gedrosselt. Damit setzte sich die Schwächephase fort, nachdem es im Mai zu einer kurzen Erholung gekommen war. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte, brach die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 1,6 Prozent ein. Volkswirte hatten nur einen Rückgang um 1,2 Prozent erwartet.
EZB teilt bei Dollar-Tender 43 Millionen zu
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrem Dollar-Tender mit einer Laufzeit von sieben Tagen 43 Millionen US-Dollar an zwei Banken zugeteilt. In der Vorwoche hatten drei Banken eine Summe von 44 Millionen nachgefragt und erhalten. Der Tender hat einen Festzinssatz von 2,64 (zuvor: 2,63) Prozent.
Studie: Leugner des Klimawandels kommen öfter zu Wort als Klimaforscher
Skeptiker des Klimawandels kommen in den Medien laut einer Studie sehr viel häufiger zu Wort als renommierte Klimaforscher. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Studie, für die Wissenschaftler zehntausende Artikel aus Zeitungen, Magazinen und dem Internet auswerteten. Demnach erhielten Leugner der globalen Erderwärmung in den vergangenen Jahren fast 50 Prozent mehr Aufmerksamkeit als Experten auf dem Gebiet.
+++ Konjunkturdaten +++
GB/Verbraucherpreise Juli unverändert gg Vm; +2,1% gg Vj
GB/Verbraucherpreise Juli PROG: -0,2% gg Vm; +1,9% gg Vj
GB/Verbraucherpreise Kern Juli +0,1% gg Vm; +1,9% gg Vj
GB/Erzeugerpreise (Output) Juli +0,3% gg Vm; +1,8% gg Vj
GB/Erzeugerpreise (Output) Juli PROG: +0,1% gg Vm; +1,7% gg Vj
GB/Erzeugerpreise (Input) Juli +0,9% gg Vm; +1,3% gg Vj
GB/Erzeugerpreise (Input) Juli PROG: +0,3% gg Vm; unverändert gg Vj
Niederlande BIP 2Q +0,5% gg Vorquartal - CBS
Niederlande BIP 2Q +2,0% gg Vorjahr - CBS
Schweden Juli Verbraucherpreise +0,4% gg Vormonat
Schweden Juli Verbraucherpreise PROGNOSE: +0,3% gg Vormonat
Schweden Juli Verbraucherpreise +1,7% gg Vorjahr
Schweden Juli Verbraucherpreise PROGNOSE: +1,6% gg Vorjahr
US/MBA Market Index Woche per 9. Aug +21,7% auf 620,4 (Vorwoche: 509,8)
US/MBA Purchase Index Woche per 9. Aug +1,9% auf 252,6 (Vorwoche: 247,9)
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
August 14, 2019 07:30 ET (11:30 GMT)
US/MBA Refinance Index Woche per 9. Aug +36,9% auf 2.742,9 (Vorwoche: 2.003,0)
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
August 14, 2019 07:30 ET (11:30 GMT)
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