Eine große Koalition hat nach Ansicht des SPD-Bewerberduos Gesine Schwan und Ralf Stegner langfristig keine Zukunft. Spätestens nach dieser Legislaturperiode müsse "definitiv Schluss" sein mit der Zusammenarbeit von SPD und Union, sagten die beiden Kandidaten für den Parteivorsitz am Freitag in Berlin. "Diese SPD definiert sich nicht über Koalitionen", betonte der stellvertretende Parteivorsitzende Stegner zugleich. Wenn die SPD im Herbst zu dem Schluss komme, dass sie wichtige strategische Fragen wie die Grundrente mit der Union nicht lösen könne, müsse sie sich trennen und "selbstbewussten Wahlkampf führen".
Die Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission Schwan sagte, sie sehe ihre Partei "in einer sehr, sehr tiefen existenziellen Krise". Die SPD habe viel Vertrauen verloren. Sie wolle dafür sorgen, dass die Partei wieder finde, wofür sie stehe und die nach außen derzeit "diffuse Ausstrahlung" überwinde.
"Wir sind ein Power-Duett", betonten die Kandidaten. Es störe sie auch nicht, dass sich am Tag ihrer offiziellen Kandidatur mit Finanzminister Olaf Scholz und dem niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius zwei Hochkaräter für den Parteivorsitz ins Spiel gebracht hätten. "Wir haben da ganz viel Lust drauf, Gesine Schwan und ich", sagte Stegner. "Wer uns abschreibt, der täuscht sich."
Bei einer Veranstaltung in Kiel hatte der SPD-Vize im Hinblick auf das Alter - er ist 59 und Schwan 76 - gesagt, Altersfragen und regionale Aspekte spielten eine Rolle, aber nicht die entscheidende. Zudem habe Schwan deutlich mehr Power, Ideen und Integrationskraft als viele Jüngere. Auch Prominenz alleine entscheide nicht.
Das Rennen um die Nachfolge der Anfang Juni zurückgetretenen Parteichefin Andrea Nahles hat zwei Wochen vor Ende der Bewerbungsfrist deutlich angezogen. Am Freitag kündigten Pistorius und Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping ihre Kandidatur an. Scholz ist ebenfalls zu einer Bewerbung bereit und sucht nach einer Partnerin für eine Doppelspitze./tam/DP/zb
AXC0154 2019-08-16/14:44