Nach dem Ausverkauf an den Börsen dürften sich
die Anleger in der kommenden Woche erst einmal sammeln und neu
orientieren. Immerhin hat der Dax
"Unsicherheit ist Gift für die Börse", sagt Analyst Markus Reinwand von der Hessischen Landesbank (Helaba). Lange Zeit hätten die Marktakteure daraufgesetzt, dass sich im Handelskrieg letztlich doch die ökonomische Vernunft durchsetzt. Nun aber schienen immer mehr Anleger die Hoffnung auf eine baldige Wende zum Besseren aufzugeben. "Erfahrungsgemäß bergen solche Kapitulationsphasen auch Chancen", sagt Reinwand. Kurzfristig könne sich die Situation jedoch noch zuspitzen, bevor es an den Börsen wieder aufwärts geht.
Auf den ersten Blick erscheint es paradox, doch gerade mit dem Kursverfall an den Börsen könnten die Chancen auf eine Deeskalation im Handelskrieg steigen. "Schließlich kann es sich Donald Trump angesichts der im kommenden Jahr anstehenden Wahl nicht leisten, dass der Aktienmarkt einbricht und die US-Wirtschaft in eine Rezession schlittert", argumentiert Reinwand. Wer sich wie der US-Präsident für jedes neue Hoch an den Aktienmärkten feiern lasse, der könne sich bei fallenden Kursen schlecht aus der Verantwortung stehlen.
Unterstützung könnten die Finanzmärkte - mal wieder - von den Notenbanken erhalten, vermutet Dirk Friczewsky vom Online-Broker Lynx. Am Donnerstag beginnt in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming das jährliche Notenbanker-Treffen. "In der Vergangenheit wurden dabei auch konzertierte Aktionen der Zentralbanken beschlossen, um die Märkte zu stützen", sagte der Finanzanalyst. Grundsätzlich aber müssten Notenbanken "Marktkorrekturen zulassen", statt sie mit immer neuen geldpolitischen Anreizen zu "manipulieren".
Wie tief die Scharten sind, die der Handelskrieg und die vielen anderen Politkrisen weltweit in der Konjunktur hinterlassen, werden in der kommenden Woche Frühindikatoren zeigen. Veröffentlicht werden Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und die USA im August. Allerdings dürfte die Messlatte an den Märkten nach enttäuschenden Wachstumsdaten in den vergangenen Wochen bereits erheblich niedriger liegen.
In der Eurozone dürfte sich die Konjunkturskepsis unter Einkäufern in Unternehmen zuletzt noch vergrößert haben. "Besonders betroffen hiervon ist weiterhin die exportorientierte Industrie in Deutschland", sagte Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank. Hier dürften die Signale auf eine "sehr deutliche Rezession" stehen, die Stimmung sei "unter Wasser". Wegen der angekündigten Strafzölle gegen China dürften die Umfragewerte auch in den USA sinken, allerdings immer noch auf Wachstum hindeuten.
Nachdem die zurückliegende Börsenwoche in puncto Quartalsberichte
noch recht turbulent war, kehrt in der kommenden Woche Ruhe ein. Mit
der im MDax notierten Immobiliengesellschaft Grand City Properties
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0185 2019-08-16/15:39