DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Italiens Regierungschef Giuseppe Conte äußert sich um 15.00 Uhr vor dem Senat in Rom zur politischen Krise im Land. Es gilt als sicher, dass die Tage der Koalition aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechtsradikaler Lega nach nur 14 Monaten an der Regierung gezählt sind. Unklar ist allerdings, was Conte in seiner mit Spannung erwarteten Ansprache verkünden wird: seinen Rücktritt oder die Bildung einer neuen Regierung. Lega-Chef Matteo Salvini hatte die Koalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung am 8. August platzen lassen. Ein von der Partei eingereichter Misstrauensantrag gegen den parteilosen Conte scheiterte jedoch am Widerstand der Fünf Sterne und der sozialdemokratischen Oppositionspartei PD. Innenminister Salvini strebt baldige Neuwahlen an. Seine Partei führt derzeit die Umfragen an und erreicht Zustimmungsraten von bis zu 38 Prozent.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
00:30 AU/BHP Group, Jahresergebnis
08:30 DE/Helma Eigenheimbau AG, Ergebnis 1H
12:00 US/Home Depot Inc, Ergebnis 2Q
22:30 US/Alcon Inc, Ergebnis 2Q
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Erzeugerpreise Juli PROGNOSE: +0,1% gg Vm/+1,1% gg Vj zuvor: -0,4% gg Vm/+1,2% gg Vj - US 22:30 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) des privaten American Petroleum Institute (API)
AUSBLICK EUROPÄISCHE ANLEIHE-AUKTIONEN
11:30 GB/Auktion 0,125-prozentiger, inflationsindexierte Anleihen mit Laufzeit August 2020 im Volumen von 1,1 Mrd GBP
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- % DAX-Future 11.724,50 0,10 S&P-500-Future 2.925,00 0,04 Nikkei-225 20.657,14 0,46 Schanghai-Composite 2.885,30 0,08 +/- Ticks Bund -Future 178,27 9 Vortag: INDEX Vortagesschluss +/- % DAX 11.715,37 1,32 DAX-Future 11.694,50 1,12 XDAX 11.702,89 1,13 MDAX 25.175,87 1,45 TecDAX 2.752,05 1,80 EuroStoxx50 3.369,19 1,20 Stoxx50 3.094,12 1,00 Dow-Jones 26.135,79 0,96 S&P-500-Index 2.923,65 1,21 Nasdaq-Comp. 8.002,81 1,35 EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 178,18 -81
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Nach zwei Tagen mit kräftiger erholten Kursen dürften Europas Börsen wenig verändert starten. Ohne neue fundamentalen Entwicklungen dürften einige Anleger den Blick in Richtung des Zentralbanker-Treffens in Jackson Hole richten, das am Donnerstag beginnt. Im Fokus steht die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag. Die Börsianer erhoffen sich vor allem Hinweise über den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank. Im Blick steht auch die Entwicklung in Italien. Dort ist es derzeit offen, wie es nach dem mit Spannung erwarteten Auftritt von Regierungschef Giuseppe Conte weiter geht, ob es zu schnellen Neuwahlen kommt oder einer wie immer gearteten Übergangsregierung.
Rückblick: Sehr fest - Spekulationen über Konjunkturstimuli in Deutschalnd angesichts der sich eintrübenden Wirtschaft stützten ebenso die Stimmung wie positive aufgenommene Aussagen im US-chinesischen Handelskonflikt. Zudem sorgte für Erleichterung, dass die Proteste in Hongkong nicht weiter eskalierten und auch, dass die geplanten US-Sanktionen gegen den Huawei-Konzern erneut verschoben wurden. Bei den Branchen waren zyklische Sektoren wie Rohstoffe, Technologie oder Autos gesucht, Versorger und Banken wurden dagegen eher gemieden. Norwegian stiegen nach dem Verkauf ihrer Beteiligung an der Bank Norwegian Finans Holding ASA um 4,1 Prozent.
DAX/MDAX/TECDAX
Sehr fest - BASF gewannen 2 Prozent nach Aussagen von Konzernchef Martin Brudermüller. ER will trotz der jüngsten Gewinnwarnungen perspektivisch die Dividende erhöhen. Infineon erholten sich von den jüngsten Verlusten mit einem Plus von 3,8 Prozent. Bayer setzten die Erholung fort und stiegen um 2,6 Prozent. Anleger hoffen hier auf finanziell im Rahmen bleibenden Glyphosat-Vergleich. Trotz zuversichtlicher Äußerungen von Osram und AMS scheinen die Börsianer Zweifel an einem Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu haben. Osram fielen um 1,3 Prozent auf 34,65 Euro, deutlich unter dem AMS-Gebotspreis von 38,50 Euro. Vapiano verloren 6,9 Prozent, nachdem der Vorstandschef das kriselnde Unternehmen verlässt.
XETRA-NACHBÖRSE
Deutsche Wohnen wurden 2,5 Prozent fester gestellt. Der Immobilienkonzern hatte am Abend die Veräußerung eines Portfolios bekannt gegeben (s.u.). Mit plus 2,7 Prozent wurden Osram noch einen Tick fester getaxt. Hier habe es Gerüchte gegeben, einer der Bieter habe sein Angebot erhöht, hieß es bei Lang & Schwarz. Nach einer angekündigten Kapitalerhöhung von GK Software ging es für die Titel 2,7 Prozent abwärts.
USA / WALL STREET
Fester - Wie in Europa stützte die Ankündigung weiterer Gespräche im US-chinesischen Handelsstriet die Laune, verstärkt dadurch, dass die angedachten US-Sanktionen gegen den chinesischen Technologiekonzern Huawei erneut verschoben wurden. Zudem brachte Wirtschaftsberater Kudlow Steuersenkungen für die Mittelschicht ins Gespräch. Verwiesen wurde außerdem auf ein Richtung Lockerung gehendes Zinssignal aus China. Von den Hoffnungen im Handelsdisput wurden Technologiewerte besonders gestützt, der Sektorindex kletterte um 2,0 Prozent, Halbleitertitel legten 2,3 Prozent zu. Apple gewannen 1,9 Prozent, nachdem Apple-Chef Tim Cook US-Präsident Trump vor den geplanten zusätzlichen Zöllen gegen China gewarnt hatte. Cook habe erklärt, dass die Zölle Apple schaden könnten, so Trump. Er habe ein "schlagendes Argument" geliefert, "also denke ich darüber nach", sagte Trump. Estee Lauder schossen um 12,5 Prozent empor. Das Unternehmen hatte die Prognose erhöht und überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt. Weibo kletterten nach starken Zahlen um 14,1 Prozent.
Die Anleihekurse fielen. Die Rendite zehnjähriger Papiere erhöhte sich um weitere 4,7 Basispunkte auf 1,61 Prozent. Die Zinsdifferenz zwischen der 2- und 10-jährigen Laufzeit vergrößerte sich wieder - die Zinsstrukturkurve zeigte sich damit nicht mehr invers und sandte somitkein Rezessionssignal mehr aus.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0,00 Uhr Mo, 17:14 EUR/USD 1,1082 +0,0% 1,1217 1,1097 EUR/JPY 118,11 -0,0% 120,87 118,18 EUR/CHF 1,0871 -0,0% 1,1025 1,0882 EUR/GBR 0,9143 +0,1% 0,8975 0,9143 USD/JPY 106,57 -0,0% 107,74 106,51 GBP/USD 1,2121 -0,0% 1,2500 1,2138 USD/CNY 7,0668 +0,2% 7,0508 7,0498 Bitcoin BTC/USD 10.790,47 0,77 10.327,25 10.680,75
Der ICE-Dollarindex gewann 0,1 Prozent. Der Euro gab leicht nach und fiel im späten Geschäft auf 1,1078 Dollar nach einem Tageshoch bei 1,1114 Dollar. Gestützt wurde der Dollar von US-Notenbanker Eric Rosengren. Dieser zeigte sich gegenüber kurzfristigen Zinssenkungen sehr skeptisch. Der Yuan wertete weiter leicht ab.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 56,30 56,21 +0,2% 0,09 +17,7% Brent/ICE 59,83 59,74 +0,2% 0,09 +8,2%
Marktteilnehmer verwiesen zu den steigenden Ölpreisen auf die chinesische Zinsreform, die sich positiv auf die Konjunktur des Landes auswirken könnte. Hinzu kamen Berichte, wonach jemenitische Huthi-Rebellen eines der größten Ölfelder in Saudi-Arabien angegriffen haben sollen. WTI-Öl legte um 2,4 Prozent auf 56,21 Dollar zu, für Brent ging es um 1,9 Prozent auf 59,74 Dollar nach oben.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.496,21 1.495,30 +0,1% +0,91 +16,7% Silber (Spot) 16,91 16,89 +0,1% +0,02 +9,2% Platin (Spot) 853,03 852,15 +0,1% +0,88 +7,1% Kupfer-Future 2,60 2,60 +0,0% +0,00 -1,6%
Der sichere Hafen Gold setzte seine Abwärtsbewegung vom Wochenschluss fort und fiel wieder unter die Marke von 1.500 Dollar. Die Wiederaufnahme der Handelsgespräche, eine ausgebliebene Eskalation in Hongkong, die Ankündigungen der chinesischen Notenbank und die Rosengren-Aussagen ließen das Interesses abebben. Die Feinunze verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 1.496 Dollar.
MELDUNGEN SEIT MONTAG 17.30 UHR
BREXIT
Der britische Premierminister Boris Johnson hat in einem Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk für neue Brexit-Verhandlungen geworben. Zugleich erteilte Johnson dem sogenannten Backstop - der umstrittenen Grenzreglung für Nordirland - eine Absage: Dieser sei "undemokratisch" und verletzte Großbritanniens Souveränität. Außerdem würde ein vorübergehender Verbleib in der Zollunion es Großbritannien unmöglich machen, eine eigenständige Handelspolitik zu fahren.
GELDPOLITIK CHINA
Die chinesische Zentralbank hat ihren neuen Referenzzins, die einjährige "Loan Prime Rate" (LPR) auf 4,25 Prozent gesetzt nach 4,31 Prozent zuvor. Die fünfjährige LPR wurde auf 4,85 von 4,9 Prozent zurückgenommen.
GELDPOLITIK USA
Eric Rosengren, Präsident der Fed-Filiale in Boston, ist weiter skeptisch, was die Notwendigkeit betrifft, die Zinsen zu senken.
GELDPOLITIK USA
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
August 20, 2019 01:33 ET (05:33 GMT)
US-Präsident Trump hat einmal mehr die US-Notenbank zu einer Zinssenkung aufgefordert. Die Fed solle den Leitzins um einen Prozentpunkt senken. Zudem kritisierte er erneut Fed-Chef Jerome Powell für seinen "horrenden Mangel an Weitsicht".
HONGKONG/CHINA
Twitter und Facebook haben China vorgeworfen, Stimmung gegen die Demokratiebewegung in Hongkong zu machen. Twitter erklärte, eine "staatlich unterstützte" Informationskampagne gegen die Protestbewegung aufgedeckt zu haben. Zahlreiche Nutzerkonten hätten "koordiniert" agiert, um Botschaften über die Proteste in Hongkong zu verbreiten. Deswegen seien 936 Konten gesperrt worden. Twitter ist in Festlandchina blockiert. Laut dem Kurzbotschaftendienst wurden aber virtuelle private Netzwerke genutzt, um den tatsächlichen Standort des Nutzers zu verschleiern. Facebook erklärte, nach einem Hinweis von Twitter mehrere Seiten, Gruppen und Nutzerkonten mit Verbindungen nach China gesperrt zu haben. Mit "Täuschungstaktiken" wie falschen Nutzerkonten seien Botschaften zu Hongkong verbreitet worden. Nachforschungen hätten ergeben, dass es Verbindungen zwischen den Urhebern und der chinesischen Regierung gebe.
USA - RAKETENTEST
Die USA haben rund zwei Wochen nach ihrem Ausstieg aus dem INF-Abrüstungsvertrag mit Russland eine Mittelstreckenrakete getestet.
RUSSLAND
Das russische Parlament hat nach den Protestkundgebungen der vergangenen Wochen eine Untersuchung zu einer "ausländischen Einmischung" in die russische Innenpolitik eingeleitet.
DEUTSCHE WOHNEN
veräußert ein Portfolio mit rund 6.350 Einheiten an die ZBI Gruppe. Den Kaufpreis bezifferte das Unternehmen auf etwa 615 Millionen Euro.
GK SOFTWARE
will frisches Kapital für den Geschäftsausbau aufnehmen. Dazu sollen mit einer beschleunigten Kapitalerhöhung bis zu 180.000 Stückaktien, entsprechend 9,3 Prozent des bisherigen Grundkapitals, ausgegeben werden zu 64 bis 66 Euro ausgegeben werden. Das entspricht einem maximalen Zufluss von 11,88 Millionen Euro.
BHP
hat im vergangenen Jahr von einem starken Anstieg der Eisenerzpreise profitiert und eine Rekorddividende angekündigt. BHP will 1,33 US-Dollar je Akti, die Ausschüttungsquote liegt damit höher als die üblichen 50 Prozent. Der Konzern meldete für die zwölf Monate per Ende Juni einen Nettogewinn von 8,31 Milliarden Dollar. So viel verdiente BHP seit fünf Jahren nicht mehr. Neben den höheren Preisen profitierte das Unternehmen von niedrigeren Einmalbelastungen als im Vorjahr.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/ros/flf/gos
(END) Dow Jones Newswires
August 20, 2019 01:33 ET (05:33 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.