BERLIN (Dow Jones)--Die öffentlichen Haushalte werden in diesem Jahr wohl mit weniger Geld auskommen müssen als noch im Mai prognostiziert, erklärte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) nach der Veröffentlichung des jüngsten Monatsberichts des Bundesfinanzministeriums. Allerdings sollten der konjunkturelle Abschwung und der Rückgang der Steuereinnahmen nicht zu übereiltem Aktionismus in der Bundesregierung führen.
"Es zeichnet sich ab, dass die öffentlichen Haushalte im Jahr 2019 bei einer fortschreitenden konjunkturellen Schwäche weniger Steuern einnehmen werden als noch im Mai dieses Jahres vom Arbeitskreis Steuerschätzung prognostiziert", erklärte IfW-Ökonom Jens Boysen-Hogrefe. Im Mai hatten die Steuerschätzer, zu denen auch Boysen-Hogrefe gehört, für dieses Jahr einen Anstieg der Steuereinnahmen gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 793,7 Milliarden Euro vorhergesagt. Für das kommende Jahr erwarteten sie eine Zunahme um 3,1 Prozent auf 818,0 Milliarden Euro.
Dennoch seien "weder übereilte Sparmaßnahmen noch ein Konjunkturpaket" geboten. "Vielmehr sollte die Finanzpolitik durch die Konjunkturschwankungen 'hindurchschauen' und sich an langfristigen Entwicklungen orientieren", mahnte Boysen-Hogrefe.
Laut Finanzministerium sind im zweiten Quartal die deutschen Steuereinnahmen zurückgegangen. Auch das deutsche Bruttoinlandsproduktes (BIP) ist in dem Zeitraum geschrumpft und verringerte sich um 0,1 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres. Die Zunahme der Steuereinnahmen für die ersten sieben Monate von insgesamt 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war die schwächste Zunahme seit dem Jahr 2010, so das IfW. Die Bundesregierung hat bislang Förderungen von Ökonomen nach einem Konjunkturpaket zurückgewiesen.
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August 22, 2019 07:00 ET (11:00 GMT)
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