BERLIN (Dow Jones)--Die europäische Konkurrenz zu Google, Amazon und Microsoft nimmt Gestalt an. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will die geplante Cloud "Gaia-X" nennen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Freitagsausgabe) zuerst berichtete und eine Ministeriumssprecherin gegenüber Dow Jones Newswires bestätigte. Der Name leitet sich von einer griechischen Göttin ab, die in der griechischen Mythologie für Erde steht. Mit der Cloud sollen Speicher- und Rechenleistung verknüpft und so die Chancen der künstlichen Intelligenz besser genutzt werden. Es gehe darum, ein eigenes Netzwerk aufzubauen, das europäischen Datenschutzstandards entspreche und breit verfügbar sei.
Altmaier geht es vor allem darum, Europa unabhängiger von den Angeboten der US-Plattformen zu machen. Sie stehen im Verdacht, mit US-Geheimdiensten zusammenzuarbeiten. Auch soll mit Gaia-X der digitale Einfluss Chinas zurückgedrängt werden. "Wir brauchen eine europäische Dateninfrastruktur gerade auch als Grundlage für einen Datenpool für künstliche Intelligenz", sagte Altmaier. "Wir stehen hier kurz vor dem Durchbruch." Der CDU-Politiker zeigte sich zuversichtlich, "dass wir in den nächsten Tagen hierzu konkrete Umsetzungsschritte bekanntgeben können." Laut dem Bericht soll die Bundesregierung als Nutzer eine "Schlüsselrolle" übernehmen.
Unklar ist auch noch, wie viel Geld der Bund selbst in das Projekt stecken will und wie die Cloud organisiert werden soll. Denkbar sind eine Gründung als Unternehmen, Verein oder Stiftung. Die neue Organisation soll Steuerung und Technik übernehmen. Zur Umsetzung des Projekts plant das Ministerium laut FAZ einen "virtuellen Hyperscaler". Damit wird eine Art von Cloud bezeichnet, bei der vernetzte Computer bedarfsweise extrem viel Rechen- und Speicherkraft anbieten. Die Daten sollen über die Gaia-X-Schnittstellen ausgetauscht werden.
Das Ministerium ist für Gaia-X im Gespräch mit Unternehmen der Plattform Industrie 4.0, einem Zusammenschluss von Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden unter der Führung des Wirtschafts- und Forschungsministeriums. Geleitet wird die Plattform von Franz Melzer vom Maschinenbauer Festo, weitere beteiligte Industrieunternehmen sind etwa Bosch, Siemens, SAP und die Telekom. Welche Firmen konkret an dem Projekt beteiligt sind, gab das Ministerium nicht bekannt. Nach Angaben der Zeitung sollen die abschließenden Gespräche in der kommenden Woche geführt werden.
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August 23, 2019 05:26 ET (09:26 GMT)
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