NEW YORK (Dow Jones)--Nach der moderaten Vortageserholung scheint der Schwung an der Wall Street am Dienstag mit deutlich verminderter Dynamik noch etwas anzuhalten. Aber große Sprünge trauen Börsianer dem Markt nicht zu. Im Handel heißt es, dieser sei nach der Talfahrt vom Freitag noch immer etwas überverkauft. Schon das Ausbleiben neuer Eskalationensstufen im Handelsstreit genüge offenbar, um verhaltene Käufe am US-Aktienmarkt auszulösen. Kurz nach Handelsbeginn gewinnt der Dow-Jones-Index 0,4 Prozent auf 26.000 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite klettern um 0,5 bzw. 0,6 Prozent.
Analysten bemängeln gleichwohl trotz der zuletzt wieder konzilianteren Tönen der Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping, dass im US-chinesischen Handelskonflikt letztlich keine Taten gefolgt seien. "Die kleine Rally des Vortages in Reaktion auf Trumps Worte, China wolle die Handelsgespräche wieder aufnehmen, ist überzogen gewesen", meint Vermögensverwalter James Athey von Aberdeen Standard. Denn Trump habe heftigen Widerspruch aus den chinesischen Staatsmedien erfahren, dass China nicht unter dem Druck der hohen Zölle und gegen Huawei verhandeln werde.
"Solange es keine klaren Anzeichen für Fortschritte bei den Handelsverhandlungen gibt, wird die Risikoaversion die Marktstimmung weiterhin dominieren, wobei vermeintlich sichere Anlagen ihre Attraktivität unter Investoren aufrechterhalten", sagt Marktanalyst Han Tan von FXTM. Inwieweit der Konflikt bei den US-Konsumenten angekommen ist, könnte das im frühen Handel anstehende Verbrauchervertrauen für August offenbaren. Immerhin dürfte sich der Konsum in den USA durch die Zölle auf China-Importe verteuern. Am Markt wird daher mit einer Eintrübung der Verbraucherstimmung gerechnet.
Am Rentenmarkt zeigt sich die Zinsstrukturkurve zwischen der 2- und 10-jährigen Fälligkeit klar invers und sendet damit erneut Rezessionssignale aus. Während die Notierungen zumindest am langen Ende des Marktes steigen und die vermeintliche Sicherheit der Festverzinslichen gefragt bleibt, sinkt die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 2,0 Basispunkte auf 1,51 Prozent - zweijährige Papiere werfen aktuell eine Rendite von 1,54 Prozent ab, hier haben die Kurse ins Plus gedreht. Händler sprechen von Nervosität, denn im Tagesverlauf findet eine Emission zweijähriger Schuldpapiere im Umfang von 40 Milliarden US-Dollar statt. Es wird die erste seit der Finanzkrise 2008 sein, bei der die Kurzläufer höher rentieren als die zehnjährigen Papiere.
Gold immer teurer
Fallende Marktzinsen machen Gold zum Dauerläufer. Die Feinunze verteuert sich um weitere 0,3 Prozent auf 1.531 Dollar. Sinkende Leitzinsen und die Sorge vor einem wirtschaftlichen Abschwung machen das Edelmetall zum Gewinner des Handelskonflikts.
Am Devisenmarkt tut sich wenig, der Wechselkurs des Euro zum Dollar verharrt auf dem Niveau des Vorabends. Die Gemeinschaftswährung notiert knapp über der Marke von 1,11 Dollar seitwärts.
Am Ölmarkt steigen die Preise. Der Iran hat laut Analysten eingeräumt, dass die Erdölexporte massiv unter den Sanktionen der USA leiden. Zwar hat sich US-Präsident Trump im Grundsatz zu einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen Hassan Ruhani im Atomstreit bereit gezeigt. Doch verlangt der Iran zuvor die Aufhebung der Sanktionen. Händler gehen daher davon aus, dass so schnell kein iranisches Erdöl in größeren Mengen auf den Markt kommen wird. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 0,7 Prozent auf 53,99 Dollar je Fass, Nordseeöl der Sorte Brent um 0,5 Prozent auf 58,99 Dollar.
Am Aktienmarkt steht der Tabaksektor im Fokus. Der Platzhirsch Philip Morris führt mit Wettbewerber Altria Gespräche über eine mögliche Fusion unter Gleichen. Eine Garantie, dass es zu einer Vereinbarung oder Transaktion komme, gebe es aber nicht, heißt es. Während Altria um 9,1 Prozent nach oben springen, stürzen Philip Morris um 4,2 Prozent ab.
Johnson & Johnson ziehen um 2,0 Prozent an. Das Unternehmen wurde zwar wegen angeblich irreführender Werbung für abhängig machende Schmerzmittel zu einer Entschädigungszahlung von 572 Millionen Dollar verurteilt, die Staatsanwaltschaft hatte aber bis zu 17 Milliarden Dollar gefordert. Johnson & Johnson kündigte dessen ungeachtet Berufung an.
J.M. Smucker brechen dagegen um 8,1 Prozent ein. Der Lebensmittelhersteller verfehlte mit seinen Quartalszahlen die Markterwartungen und senkte zudem seinen Ausblick für 2020.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.000,03 0,39 101,20 11,46 S&P-500 2.893,10 0,51 14,72 15,41 Nasdaq-Comp. 7.900,16 0,59 46,42 19,06 Nasdaq-100 7.621,71 0,62 46,69 20,41 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 1,54 0,8 1,54 34,1 5 Jahre 1,41 -1,0 1,42 -51,7 7 Jahre 1,46 -1,3 1,47 -78,6 10 Jahre 1,51 -2,5 1,53 -93,6 30 Jahre 1,99 -5,1 2,04 -108,1 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:45 Uhr Mo, 17:36h % YTD EUR/USD 1,1103 +0,03% 1,1102 1,1111 -3,2% EUR/JPY 117,65 -0,14% 117,35 117,78 -6,4% EUR/CHF 1,0909 +0,34% 1,0863 1,0868 -3,1% EUR/GBP 0,9035 -0,52% 0,9081 0,9087 +0,4% USD/JPY 105,96 -0,16% 105,74 105,99 -3,4% GBP/USD 1,2289 +0,54% 1,2222 1,2229 -3,7% USD/CNY 7,1615 +0,14% 7,159 7,1512 +4,1% Bitcoin BTC/USD 10.138,25 -1,17% 10.177,50 10.317,50 +172,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 54,00 53,64 +0,7% 0,36 +12,4% Brent/ICE 59,05 58,70 +0,6% 0,35 +6,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.532,41 1.527,10 +0,3% +5,31 +19,5% Silber (Spot) 17,97 17,67 +1,7% +0,30 +16,0% Platin (Spot) 863,36 857,50 +0,7% +5,86 +8,4% Kupfer-Future 2,55 2,54 +0,4% +0,01 -3,4% ===
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August 27, 2019 09:55 ET (13:55 GMT)
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