BERLIN (Dow Jones)--Deutsche wollen Bildungsgleichheit und eine Verringerung der Unterschiede innerhalb verschiedener sozialer Gruppen. Aber wenn es konkret um die Kosten der Maßnahmen geht, sollen zusätzliche Mittel laut einer neuen Umfrage doch gleichmäßig verteilt und nicht lediglich an Benachteiligte gegeben werden. Das ist das Ergebnis des neuesten Ifo-Bildungsbarometers, für das im Mai mehr als 4.000 Deutsche befragt wurden.
"Trotz der hohen Zustimmungsraten für Maßnahmen gegen Ungleichheit spricht sich die Mehrheit der Deutschen dafür aus, zusätzliche Mittel gleichmäßig wie mit der Gießkanne zu verteilen, statt sie gezielt für benachteiligte Gruppen zu verwenden", so Philipp Lergetporer vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik. "Dies kann möglicherweise den Kampf gegen die Bildungsungleichheit erschweren."
Laut der Ifo-Umfrage bevorzugen 66 bis 76 Prozent der Deutschen das Gießkannenprinzip, je nach abgefragtem Bildungsbereich, von den Kitas bis zur Hochschule. Zudem denken 85 Prozent der Befragten, dass ein hoher Bildungsabschluss eher von eigener Anstrengung als von äußeren Umständen abhängt. Gleichwohl halten 60 Prozent die Ungleichheit zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund für ein ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem.
Die Ifo-Forscher weisen in dem Bericht darauf hin, dass die Bildungsungleichheiten sich direkt auf Einkommens- und Vermögensungleichgewichte übertragen. Zudem wird Deutschland von internationalen Organisationen wie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für die vorhandene große Bildungsungleichheit zwischen Kindern aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen kritisiert. Auch Ifo sieht ähnliche Probleme.
"So hinken die Mathematikleistungen von 15-jährigen Schülern aus sozial schwachen Familien durchschnittlich etwa vier Schuljahre hinter den Leistungen von Schülern aus sozial besser gestellten Familien hinterher", heißt es in dem Bericht. "Kinder aus Familien mit hoher beruflicher Stellung erhalten im Schnitt 2,5-mal so oft eine Gymnasialempfehlung wie Kinder aus Arbeiterfamilien, und die Studierendenquote ist unter Akademikerkindern fast dreimal so hoch wie unter Nicht-Akademikerkindern."
Mehr als drei Viertel der Befragten wünschen sich gebührenfreie Kindergartenplätze und 67 Prozent sind überzeugt, dass eine Kindergartenpflicht beim Abbau der Ungleichheit in der Bildung helfen könnte. Auch sollten mehr staatliche Gelder für Schulen ausgegeben werden, in denen viele Schüler aus benachteiligten Verhältnissen unterrichtet würden und die dortigen Lehrer sollten höhere Gehälter bekommen.
Insgesamt, so Ifo, finden sich große Zustimmungsraten zu bildungspolitischen Maßnahmen, die auf die Verringerung von Ungleichheiten abzielen.
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August 28, 2019 04:39 ET (08:39 GMT)
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