Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Allianz ist bei potenziellen Großübernahmen bisher an den hohen Bewertungen gescheitert. "Die Preise an den Börsen waren in den letzten Jahren relativ zum Substanzwert vieler Unternehmens hoch - und übrigens auch undifferenziert hoch", sagte Vorstandschef Oliver Bäte am Dienstagabend auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Der Markt habe nicht mehr zwischen gut geführten und schlecht geführten Unternehmen unterschieden. "Wir haben nichts Großes gefunden - gar nichts - was irgendwie für uns ökonomisch Sinn gemacht hat."
Man habe sich potenzielle größere Übernahmeziele angeschaut, aber einige sofort, andere nach einer näheren Analyse zu den Akten gelegt. "Wir haben aber im Gegenteil festgestellt, dass wir uns systematisch darum kümmern müssen, in Ländern, in denen wir Chancen für uns sehen" über die seit vielen Jahren gewachsenen lokalen Kontakte die Marktposition zu verbessern.
Er verwies auf das Beispiel Brasilien. Die Allianz hat vergangene Woche mitgeteilt, die Automobilversicherung und andere Sachversicherungsgeschäfte von Sulamerica für 667 Millionen Euro zu übernehmen. Dieser Prozess habe lange gedauert. "Was wir jetzt in Brasilien gemacht haben, haben wir vor etwa vier Jahren auf den Weg gebracht", so Bäte. Die Allianz steigt mit dem Deal zum zweitgrößten Autoversicherer und zum drittgrößten Sachversicherer in dem südamerikanischen Land auf.
Die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in Brasilien sieht er nicht als Hinderungsgrund für eine Investition. "Jeder kann sagen, seid Ihr wahnsinnig, wie kann man denn jetzt in Brasilien investieren", sagte Bäte. Aber man müsse eine längerfristige Perspektive einnehmen.
Bäte, seit 2015 Vorstandschef, werden immer wieder Ambitionen auf größere Übernahmen nachgesagt. "Wir haben eigentlich nie gesagt, dass wir unbedingt etwas Großes kaufen wollen", sagte Bäte am Dienstagabend. "Aber natürlich schauen wir uns alles an."
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August 28, 2019 06:00 ET (10:00 GMT)
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