Die Forstwirtschaft fordert einen umfassenden "Pakt für den Wald", um drastische Schäden durch Dürre und Borkenkäfer in den Griff zu bekommen. Die von allen verursachten Klimaveränderungen hätten maßgeblich zu diesem Drama beigetragen, sagte der Präsident des Verbands der privaten Waldeigentümer (AGDW), Hans Georg von der Marwitz, am Mittwoch in Berlin. Das Thema anzugehen, sei daher auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Beschädigtes Holz müsse rasch beseitigt und eine große Wiederaufforstung gestartet werden. Dafür sei insgesamt von Kosten von rund zwei Milliarden Euro auszugehen.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) will an diesem Donnerstag mit mehreren Verbänden über das Krisenmanagement und weitere Schritte sprechen, um den Wald für den Klimawandel zu wappnen. Dies soll einen "Waldgipfel" am 25. September vorbereiten, bei dem Beschlüsse gefasst werden sollen. Klöckner macht sich ebenfalls schon für ein großes Wiederaufforstungsprogramm mit mehreren Millionen Bäumen stark, um den Verlust von 110 000 Hektar Wald auszugleichen.
Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats, Georg Schirmbeck, sagte, von Schäden seien alle Baumarten betroffen. Wichtig sei, vor allem von Borkenkäfern befallene Fichten möglichst schnell aus den Wäldern herauszubekommen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Gepflanzt werden müsse dann "eine riesige Menge an Bäumen", die auch erst herangezogen werden müssten. Dafür kämen auch klimaangepasstere Arten wie Douglasien in Frage. Anpflanzungen dürften nicht gleich von Rehen "gekillt" werden. Nötig seien daher "angepasste Wildbestände".
Die Grünen fordern eine "ökologische Waldwende". Von dramatischen Schäden der Klimakrise seien "naturferne Nadelholzplantagen" aus Fichten und Kiefern besonders betroffen, sagte Klimaexpertin Lisa Badum der Deutschen Presse-Agentur. "Zu wenig Regen, extreme Hitze und Dürreperioden verlangen einen Wald, der besser gewappnet ist und seine wichtigsten Dienste optimal leisten kann: Luft filtern, Wasser speichern, Boden schützen und besonders CO2 (Kohlendioxid) binden." Nötig sei daher ein Umbau zu Laubmischwäldern mit heimischen Bäumen. Mindestens zehn Prozent der öffentlichen Wälder sollten zudem zu Urwäldern werden, also "echten Öko-Wäldern" ohne Bewirtschaftung.
Im vergangenen Jahr mit einer wochenlangen Dürre in vielen Regionen herrschte nach amtlichen Daten deutlich öfter hohe Waldbrandgefahr. Die oberste Stufe 5 für "sehr hohe Gefahr" wurde 2875 Mal ausgerufen, Das war etwa so häufig wie von 2015 bis 2017 zusammen (2851), wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage hervorgeht. Die zweithöchste Stufe 4 für "hohe Gefahr" galt im vergangenen Jahr 12 027 Mal - ebenfalls fast so oft wie von 2015 bis 2017 (12 459).
Die Daten stammen von gut 480 Stationen des Deutschen Wetterdienstes, der von Anfang März bis Ende Oktober einen "Waldbrand-Gefahrenindex" mit Stufen von 1 bis 5 berechnet. Die niedrigste Stufe 1 für "sehr geringe Gefahr" wurde im vergangenen Jahr 37 839 Mal ausgerufen - in den beiden Vorjahren war dies jeweils mehr als 60 000 Mal der Fall./sam/DP/he
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