Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Deutschland will den Abbau von Metallen und Mineralien in der Tiefsee prüfen. Man habe sich zwei Explorationslizenzen im Indischen Ozean gesichert, teilte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin mit. Die Berechtigungen seien von der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority - ISA) mit Sitz in Jamaika vergeben worden. Es seien bisher weltweit aber nur Lizenzen zur Erkundung, nicht zum Abbau vergeben worden, so die Sprecherin. "Es findet derzeit also kein Tiefseebergbau statt."
Auf dem Meeresgrund befinden sich große Vorkommen an Kobalt, Kupfer, Nickel und seltenen Erden, die für die Produktion von digitalen Geräten wie Smartphones und Computer verwendet werden können.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte am Montagmorgen in Berlin gegen die geplanten Tiefseebohrungen protestiert. Die Aktivisten zogen nach Angaben der Organisation vor den Berliner Sitz des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), das Bundeswirtschaftsministerium und das Brandenburger Tor.
Die geplante wirtschaftliche Ausbeutung von Manganknollen und -krusten drohe einzigartige marine Ökosysteme zu zerstören und ganze Arten auszulöschen, erklärte Greenpeace. "Setzt Deutschland seine Pläne um, sind wir für die massive und langfristige Zerstörung des Meeresbodens mitverantwortlich", sagte Greenpeace-Meeresbiologe Christian Bussau. "Der Tiefseebergbau muss verhindert werden."
Greenpeace fordert Abbaustopp und globalen Ozeanvertrag
Dazu schlägt die Umweltorganisation vor, Handys und Laptops länger zu nutzen, stärker zu recyceln und so den weltweit steigenden Rohstoffbedarf zu bremsen. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar für den Verband hätten im August 80 Prozent den Abbau von Metallen und Mineralien in der Tiefsee abgelehnt. 89 gaben an, sie würden digitale Geräte länger nutzen, um die Natur zu schonen und den Rohstoffverbrauch zu senken.
Greenpeace forderte auch einen globalen Ozeanvertrag zum Schutz der Tiefsee. Bis zum Frühjahr 2020 verhandeln die UN über einen Rahmenvertrag, der solche Meeresschutzgebiete ermöglichen könnte. Deutschland müsse sich auf internationaler Ebene deutlich stärker dafür einsetzen, dass die UN mindestens 30 Prozent der Hohen See bis spätestens 2030 unter Schutz stellen, erklärte Bussau.
Das Bundeswirtschaftsministerium verwies indes auf die Meeresbodenbehörde ISA. Diese erarbeite gerade Abbauregularien, einen sogenannten Mining Code. "Diese Regularien werden die Grundlage für den künftigen Abbau bilden", erklärte die Ministeriumssprecherin.
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September 02, 2019 06:59 ET (10:59 GMT)
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