Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Familienunternehmen stellen sich hinter Vorstöße aus der Union, einen nationalen Emissionshandel zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase einzuführen. "Der Emissionshandel ist für die Bürger und die Wirtschaft das wirkungsvollste Instrument. Keine Alternative ist klimapolitisch so zielgenau. Denn einzig der Emissionshandel gibt eine CO2-Mengenbegrenzung vor und garantiert damit - anders als die CO2-Steuer - die Einhaltung des Klimaschutzzieles", erklärte Reinhold von Eben-Worlée, Präsident der Familienunternehmer.
Unternehmen und Bürger entwickelten innovative Konzepte und marktwirtschaftliche Mechanismen, um dort CO2 einzusparen, wo es am günstigsten und damit effizientesten möglich sei. "Alle anderen Instrumente können diese Vorzüge nicht vereinen", sagte Eben-Worlée.
Am Dienstag trifft sich die CDU, um in einem Werkstattgespräch Klima eine gemeinsame Linie bei den Klimaschutzprojekten zu finden. Die Bundesregierung will am 20. September ein Klimaschutzpaket schnüren, mit dem Deutschland seine Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 verringern soll.
Innerhalb der Regierung ist man sich einig, dass der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) etwas kosten soll, allerdings soll das sozialverträglich gestaltet werden und ohne die Wirtschaft über Gebühr zu belasten. Über die Art der Bepreisung des CO2 für Verkehr und beim Heizen gibt es allerdings noch keine Einigung.
Teile der Union favorisieren den Handel mit nationalen CO2-Emissionszertifikaten und wollen das europäischen Emissionshandelssystems auf die Sektoren Wärme und Verkehr ausweiten. Für sie ist vorteilhaft, dass der Emissionshandel ein marktwirtschaftliches Instrument zur CO2-Reduzierung ist, das über eine Verknappung der Menge an Verschmutzungsrechten funktioniert. Die Einnahmen aus dem Verkauf dieser Zertifikate sollen einerseits zur Entlastung der Bürger, andererseits zur Finanzierung von Instrumenten verwendet werden, die zum Umstieg auf klimafreundliche Technologien anreizen.
Allerdings können auch einige CDU-Politiker der von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) favorisierten CO2-Steuer etwas abgewinnen. Diese sieht vor, die Energiesteuer auf Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas zu erhöhen. Auch wird argumentiert, dass die CO2-Steuer schneller einzuführen sei als ein nationaler Emissionshandel.
Die Familienunternehmen räumen ein, dass die Ausweitung des europäischen Emissionshandels, der die Wirtschaft betrifft, auf Verbraucher und Verkehr in Deutschland zeitintensiv sei und bis zu einem Jahr dauern könnte. Angesichts der enormen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit könnte dies eine Schwierigkeit sein.
"Wenn wir jedoch dieses eine Jahr für die Vorarbeiten noch abwarten, statt mit vermeintlich schnelleren aber suboptimalen Maßnahmen die Weichen falsch zu stellen, erreichen wir für die Zukunft garantierten und wirklich effektiven Klimaschutz", sagte Eben-Worlée.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
(END) Dow Jones Newswires
September 03, 2019 06:54 ET (10:54 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.