IG Metall: 10.000 Jobs in der Windbranche verloren
Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Die Krise in der Windenergie hat nach Schätzungen der Gewerkschaft IG Metall seit vergangenem Jahr zwischen 8.000 und 10.000 Arbeitsplätze gekostet. Das sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, im Gespräch mit Dow Jones Newswires anlässlich des Windgipfels am morgigen Donnerstag. Die Zahl sei zwar nicht statistisch belastbar, beruhe aber auf Meldungen zum Personalabbau beim Windenergiehersteller Enercon sowie den insolventen Unternehmen Senvion und Ambau. Damit setzt sich der drastische Rückgang der Branche fort. Zwischen 2016 und 2017 gingen insgesamt fast 26.000 Arbeitsplätze verloren.
"Wir haben bereits tausende Arbeitsplätze in der Windindustrie verloren", erklärte Geiken. "Wenn Politik und Unternehmen nicht zügig gegensteuern, droht der Branche das gleiche Schicksal wie der Solarindustrie, die bis auf einzelne Unternehmen aus Deutschland verschwunden ist."
Laut einer Branchenumfrage im Auftrag der Gewerkschaft sehen Betriebsräte auch die künftige Marktentwicklung überwiegend negativ. In jedem dritten Unternehmen gehen die Aufträge in den nächsten beiden Jahren weiter zurück. Für jeden vierten Betrieb werden bereits zum Ende des Jahres weitere Entlassungen erwartet. Als "alarmierend" bezeichnete Geiken, dass in 43 Prozent der Betriebe über Produktionsverlagerungen ins Ausland nachgedacht werde. Das gehe einher mit einer deutlich positiveren Einschätzung der internationalen Märkte.
Die Bundesregierung steht bei den Betriebsräten massiv in der Kritik. Über 96 Prozent der Betriebe klagen laut der IG-Metall-Umfrage über keine oder nur geringe Unterstützung für die Windindustrie. Auch die neu eingeführten Ausschreibungen führten in 89 Prozent der Unternehmen zu keinen beziehungsweise nur geringen positiven Effekten. Die Betriebsräte sehen dadurch einen massiv gestiegenen Kostendruck, der häufig zu Lasten der Beschäftigten geht.
Am Donnerstagnachmittag kommen Vertreter von Windunternehmen, Ländern, Gewerkschaften und Verbänden zum Windgipfel in Berlin zusammen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte zu dem Treffen eingeladen, um Wege aus der Windkrise an Land zu finden. Es gehe im Kern darum, wie die Rahmenbedingungen für die Branche verbessert werden, um wieder zu einem zügigeren Ausbau an Land zu kommen, sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin.
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September 04, 2019 11:06 ET (15:06 GMT)
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