BERLIN (Dow Jones)--Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat vor dem Windenergiegipfel am Donnerstag vor einer Aufweichung des Artenschutzes gewarnt. "Der Ausbau der Windenergie muss und kann ohne Schaden für den Artenschutz bewerkstelligt werden", heißt es in einer siebenseitigen Expertise zur Gefährdung des Rotmilans, über die zuerst der Spiegel berichtete und in die Dow Jones Newswires Einblick hatte. Das Papier will der Verband am Donnerstag beim Windenergiegipfel vorstellen.
Der Rotmilan habe neben "einigen nur lokal vorkommenden großen Greifvogelarten die höchsten Kollisionsraten mit Windrädern" und sei gleichzeitig in weiten Teilen Deutschlands in der Fläche verbreitet, heißt es in der Nabu-Expertise. Der ungeregelte Windenergieausbau könne da "schon kurzfristig negative Auswirkungen" haben.
Anlass ist ein 10-Punkte-Papier des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), des Bundesverbands Windenergie (BWE), dem WWF und weiterer Branchen- und Umweltverbände. Darin wird unter anderem eine Aufweichung des Artenschutzes gefordert. Das Bundesnaturschutzgesetz soll so geändert werden, dass für den Bau von Rotoren künftig weitreichende Ausnahmen gelten.
Nach Angaben der Fachagentur Windenergie an Land wurden Ende Mai 325 bereits genehmigte Windenergieanlagen vor Gericht beklagt, knapp die Hälfte davon aus Gründen des Vogel- und Artenschutzes. 24 dieser Klagen führte der NABU laut dem Papier, und in rund 80 Prozent der Prozesse ging es um den Rotmilan.
Grundsätzlich sei der Nabu allerdings nicht gegen einen weiteren Ausbau der Windenergie. Insbesondere die Klageflut müsse eingedämmt werden. Es gehe darum zu zeigen, dass mehr Windkraftanlagen nicht automatisch auf Kosten des Artenschutzes gehen müssten, sagte eine Verbandssprecherin. Das Papier schlägt vor, die Genehmigung eines Windrads "zwingend" an den Erhaltungszustand des Rotmilans zu koppeln. Möglich seien etwa spezielle Artenschutzprogramme.
Auf Einladung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kommen am Donnerstagnachmittag Vertreter der Windindustrie, Energiewirtschaft und den Ländern zusammen, um über Wege aus der Krise der Branche zu beraten.
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September 04, 2019 11:47 ET (15:47 GMT)
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