WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Wirtschaft bleibt trotz der Sorgen um die Handelspolitik nach einer Erhebung der US-Notenbank größtenteils optimistisch bei ihren Wachstumsaussichten. Wirtschaftstätigkeit und Beschäftigung scheinen im August und Ende Juli in bescheidenem Tempo gewachsen zu sein und die Löhne hätten im Vergleich zum Frühsommer in einem "bescheidenen bis moderaten" Tempo zugelegt, wie aus dem Konjunkturbericht Beige Book hervorgeht. Auch die Preiserhöhungen seien moderat gewesen.
Obwohl die Sorgen über die Zölle und die Unsicherheit in Bezug auf die Handelspolitik weiterhin bestünden, sei die Mehrheit der Unternehmen positiv eingestellt, was den kurzfristigen Ausblick betreffe. Während die meisten Wirtschaftszweige ein Wachstum gezeigt hätten, sei die Landwirtschaft schwach geblieben. Die Produktionstätigkeit sei gegenüber der Vorperiode leicht rückläufig gewesen. Der Wohnungsbau habe in den meisten Bezirken stagniert.
Bei den Konsumausgaben habe sich ein durchwachsenes Bild gezeigt, so das Beige Book weiter, das aus einer Zusammenstellung von Informationen aus jedem der zwölf Fed-Verwaltungsbezirken besteht. Der Bericht basiert auf Befragungen unter anderem mit Unternehmenschefs, Bankdirektoren oder Akademikern aus allen Regionen, die sich zu wirtschaftlichen Trends und Herausforderungen in ihrem jeweiligen Distrikt äußern. Die Atlanta Fed stellte fest, dass die Einzelhändler in ihrem Bezirk "eine erhöhte Unsicherheit unter den Verbrauchern aufgrund des geopolitischen Umfelds sahen". Sie hätten Bedenken, dass diese Unsicherheit das Verbrauchervertrauen und das Kaufverhalten während der kommenden Weihnachtszeit beeinflussen könnte.
Mit dem Beige Book bereitet die US-Notenbank die jeweils nächste Ratssitzung vor. Die Terminmärkte rechnen für die Sitzung am 18. September zu fast 100 Prozent mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Aktuell liegt der Leitzins bei 2,00 bis 2,25 Prozent.
Fed-Chef Jerome Powell hatte bei seiner Rede in Jackson Hole erhöhte Risiken eingeräumt, dabei aber keine aggressive Lockerung signalisiert, denn insgesamt läuft die US-Wirtschaft noch recht gut. Eine inverse Zinskurve schürt zwar Sorgen über eine Rezession, doch es könnte sich auch um ein Fehlsignal handeln, weil die Fed mittlerweile einen erheblichen Anteil der US-Staatsanleihen hält. Die meisten Experten rechnen mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte; ein großer Zinsschritt um 50 Punkte würde an den Märkten wohl als Unterwerfung gegenüber US-Präsident Donald Trump gewertet werden.
Mitarbeit: Andreas Plecko
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September 04, 2019 14:23 ET (18:23 GMT)
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