BERLIN (Dow Jones)--Die Fraktionen der großen Koalition haben sich darauf geeinigt, in mehreren Handwerksberufen die Meisterpflicht wieder einzuführen. Das gaben die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von Union und SPD, Carsten Linnemann und Sören Bartol, bekannt. "Wir werden bei einigen Handwerksberufen die Meisterpflicht wieder einführen. Damit setzen wir ein wichtiges Vorhaben des Koalitionsvertrags um", erklärten sie.
Entscheidend für die Einführung der Meisterpflicht sei, ob es sich um gefahrgeneigte Handwerke handele, deren unsachgemäße Ausübung eine Gefahr für Leben und Gesundheit bedeute. Außerdem sollten solche Handwerke berücksichtigt werden, die vom Kulturgüterschutz erfasst werden oder als immaterielles Kulturgut anzusehen sind. Ziel soll es sein, dass die Änderung der Handwerksordnung Anfang 2020 in Kraft tritt. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) soll deshalb gebeten werden, zügig einen Gesetzentwurf auf den Weg zu bringen.
Die Neuregelung soll den Angaben zufolge für zwölf Gewerke gelten: Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Betonstein- und Terrazzohersteller, Estrichleger, Behälter- und Apparatebauer, Parkettleger, Rollladen- und Sonnenschutztechniker, Drechsler und Holzspielzeugmacher, Böttcher, Glasveredler, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Raumausstatter sowie Orgel- und Harmoniumbauer. Bestehende Betriebe, die derzeit nicht der Meisterpflicht unterliegen, sollen Bestandsschutz erhalten. Nach fünf Jahren soll eine Evaluierung der Neuregelung erfolgen.
Die Wirtschaft begrüßte die geplante Neuregelung. Dies sei "ein starkes Signal für Qualität und Qualifikation im Handwerk", erklärte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer. "Zukunftssicherung und nachhaltige Unternehmensentwicklung im Handwerk werden so auf einer breiteren Basis möglich." Seit der Novelle 2004 sei es zwar nicht in allen Gewerken, aber doch in einigen besonders augenfällig zu Fehlentwicklungen gekommen - unter anderem gebe es dort weniger Auszubildende und weniger Fachkräfte.
Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, zeigte sich ebenfalls "sehr erfreut" über die Pläne. "Gerade im Baubereich kommt es auf die Verlässlichkeit der ausführenden Unternehmen im Hinblick auf Sicherheit und Verbraucherschutz an", sagte er. "Das war bei den meisterfreien Gewerken in großen Teil nicht mehr der Fall."
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September 09, 2019 08:36 ET (12:36 GMT)
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