Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Kurz vor der fünfwöchigen Zwangspause für das britische Parlaments haben die Abgeordneten in London Premierminister Boris Johnson eine weitere Niederlage zugefügt: Der konservative Regierungschef scheiterte in der Nacht auch im zweiten Anlauf mit seinem Antrag auf vorgezogene Neuwahlen. Zuvor war ein Gesetz in Kraft getreten, das einen Brexit ohne Abkommen verhindern soll. Ungeachtet dessen betonte Johnson, dass er keinesfalls eine Verschiebung des EU-Austritts beantragen werde. Johnson kündigte an, dass er sich beim EU-Gipfel Mitte Oktober darum bemühen werde, doch noch ein neues Austrittsabkommen auszuhandeln. Zugleich bekräftigte er, dass er keine weitere Fristverlängerung beantragen werde: "Diese Regierung wird den Brexit nicht weiter verzögern." Zuvor hatte Königin Elizabeth II. ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz gebilligt, das einen Brexit ohne Abkommen verhindern soll. Es sieht vor, dass Johnson in Brüssel eine Brexit-Verschiebung beantragen muss, falls es bis zum 19. Oktober keine Einigung mit der EU auf ein Abkommen geben sollte. Um sich dieser Vorgabe zu entziehen, wollte der konservative Regierungschef eine vorgezogene Parlamentswahl am 15. Oktober ansetzen. Doch sein Antrag wurde in der turbulenten Parlamentssitzung in der Nacht zum Dienstag erneut abgelehnt. Lediglich 293 Abgeordnete votierten im Unterhaus für die Initiative des konservativen Regierungschefs. Nötig gewesen wären 434 Stimmen. Das Parlament verabschiedete außerdem eine Erklärung, wonach die Regierung sämtliche interne Unterlagen zu den Auswirkungen eines EU-Austritts ohne Abkommen offenlegen muss.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
19:00 US/Apple Inc, Vorstellung neuer Produkte, Cupertino
- GB/British Airways, Fortsetzung des Piloten-Streiks
AUSBLICK KONJUNKTUR
- FR 08:45 Industrieproduktion Juli PROGNOSE: +0,2% gg Vm zuvor: -2,3% gg Vm - GB 10:30 Arbeitsmarktdaten August Arbeitslosengeldbezieher PROGNOSE: k.A. zuvor: +28.000 Personen Arbeitslosenquote 3 Monate (ILO) PROGNOSE: 3,9% zuvor: 3,9% - US 22:30 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) des privaten American Petroleum Institute (API)
AUSBLICK EUROPÄISCHE ANLEIHE-AUKTIONEN
10:00 NL/Auktion 0,25-prozentiger Anleihen mit Laufzeit Juli 2029 im Volumen von 1,0 bis 2,0 Mrd EUR 11:30 DE/Auktion 0,10-prozentiger inflationsindexierter Bundesanleihen mit Laufzeit April 2046 im Volumen von 500 Mio EUR
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- % DAX-Future 12.206,50 -0,11 S&P-500-Future 0,00 0,00 Nikkei-225 21.377,55 0,28 Schanghai-Composite 3.014,84 -0,33 +/- Ticks Bund -Future 174,34 -7 Vortag: INDEX Vortagesschluss +/- % DAX 12.226,10 0,28 DAX-Future 12.224,50 0,37 XDAX 12.226,95 0,36 MDAX 26.004,12 -0,02 TecDAX 2.864,04 0,07 EuroStoxx50 3.495,02 -0,00 Stoxx50 3.177,01 -0,42 Dow-Jones 26.835,51 0,14 S&P-500-Index 2.978,43 -0,01 Nasdaq-Comp. 8.087,44 -0,19 EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 174,41 -88
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Die Aktienmärkte in Europa werden mit einem kaum veränderten Handelsstart erwartet. Der wichtigste Termin der Woche ist die Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag. Im Vorfeld wird mit einem abwartenden Handel gerechnet. Hauptthema ist zunächst der starke Anstieg der Anleiherenditen weltweit am Vortag. Auslöser waren Berichte, dass Deutschland möglicherweise die "Schwarze Null" kippen könnte, sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern und wirtschaftliche Stimuli nötig werden. Leicht positiv wird gewertet, dass laut US-Finanzminister Mnuchin die Handelsgespräche zwischen den USA und China "große Fortschritte" gemacht haben sollen und man ein "konzeptionelles" Abkommen über die Durchsetzung habe.
Rückblick: Kaum verändert - Die Anleger setzten angesichts schwacher Handelsdaten aus China und eines nach unten revidierten BIP-Wachstums in Japan auf die großen Notenbanken und Stimuli für die Wirtschaft. Am Donnerstag wird ein großes Maßnahmenpaket der EZB erwartet und für die kommende Woche ist eine Zinssenkung durch die US-Notenbank zu über 90 Prozent eingepreist. Den stärksten Sektor stellten Bankenwerte mit plus 2,7 Prozent. Sie profitierte von den gestiegenen Anleihezinsen, die wiederum ein Ergebnis der anhaltenden Spekulationen über eine Aufgabe des ausgeglichenen Haushalts in Deutschland zugunsten von Konjunkturstimuli waren. Vor dem Beginn der IAA ging es auch für Automobilaktien um 2 Prozent nach oben. Haldex sprangen um 9,3 Prozent. Die Schweden hatten bekannt gegeben, dass die gemeinsame Entwicklung der ModulT-Scheibenbremse mit Daimler erfolgreich abgeschlossen worden sei. Es beginne nun die Serienproduktion. Air France-KLM brachen um 9,8 Prozent ein, nachdem die kurzfristigen Buchungen in der Hauptreisezeit schwächer als erwartet ausgefallen waren. Auf IAG (-1,5 Prozent) lastete ein Streik bei British Airways.
DAX/MDAX/TECDAX
Etwas fester - Continental gewannen mit den festeren Autoaktien 3,6 Prozent - trotz zurückhaltender Aussagen des CEO. Im Handel hieß es, das meiste Negative darasus sei bereits bekannt. Tagesgewinner im DAX waren Heidelcement mit plus 3,7 Prozent. Das Papier habe von Rückenwind für zyklische Aktien profitiert, hieß es. Defensive Titel wurden dagegen verkauft, genauso wie Immobilienaktien. Letztere litten unter den steigenden Renditen am Anleihemarkt. Vonovia verloren 2,5 Prozent, LEG 2,1 Prozent und Deutsche Wohnen 1,9 Prozent. Beiersdorf gaben 2,3 Prozent nach und RWE 2 Prozent. Singulus verloren nach einer Gewinnwarnung 5,2 Prozent. Dagegen schlossen LPKF 10,1 Prozent fester. Für 2019 und die Folgejahre hatte der Hersteller von Lasersystemen seinen Ausblick angehoben. Paragon gewannen 5,4 Prozent. Der Autozulieferer will auf der IAA neue auf künstlicher Intelligenz fußende Assistenzsysteme vorstellen.
XETRA-NACHBÖRSE
Auffällige Bewegungen in Einzelwerten habe es nicht gegeben, hieß es bei Lang & Schwarz.
USA / WALL STREET
Uneinheitlich - Es habe kaum Nachrichten gegeben, auf die Anleger hätten handeln können, sagten Händler. Die meisten Investoren wollten die anstehenden Treffen von EZB und US-Notenbank abwarten. Der Aktienmarkt wurde vom Bankensektor angeführt, der von den steigenden Anleihezinsen profitierte und dessen Subindex um 3,1 Prozent stieg. Immobilienwerte verloren im Schnitt 0,9 Prozent; sie litten unter den steigenden Renditen. Verkauft wurden Aktien von Kreditkartengesellschaften und Zahlungsdienstleistern. Einen nachrichtlichen Hintergrund konnten Händler nicht ausmachen. Visa verloren 2,3 Prozent, nachdem sie am Freitag ein Rekordhoch markiert hatten. Mastercard büßten 2,7 Prozent ein und Paypal 4,2 Prozent. Alcoa (+6,2 Prozent) profitierten von einem geplanten Restrukturierungsprogramm. Die Aktienkurse der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sprangen um rund 44 und 43 Prozent nach oben. Finanzminister Mnuchin hatte angekündigt, dass die beiden Gesellschaften, die während der Finanzkrise 2008 unter staatliche Kontrolle gestellt worden waren, ihre Gewinne bald nicht mehr an den Staat abgeben müssten.
Die Zehnjahresrendite erhöhte sich massiv um 7 Basispunkte auf 1,63 Prozent. Beobachter verwiesen auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach plant die deutsche Bundesregierung, die heimische Wirtschaft durch höhere Staatsausgaben anzukurbeln, auch unter Umgehung der Schuldenbremse.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0,00 Uhr Fr, 17:20 Uhr EUR/USD 1,1045 -0,0% 1,1049 1,1056 EUR/JPY 118,59 +0,1% 120,87 118,46 EUR/CHF 1,0958 +0,0% 1,1025 1,0954 EUR/GBR 0,8951 +0,1% 0,8975 0,8950 USD/JPY 107,37 +0,1% 107,74 107,14 GBP/USD 1,2340 -0,1% 1,2500 1,2352 USD/CNY 7,1162 -0,1% 7,122 7,122 Bitcoin BTC/USD 10.288,75 0,10 10.327,25 10.324,25
Überzeugende Daten zum britischen Wachstum ließen das Pfund etwas zulegen. Ein Reuters-Bericht über angeblich geplante Wirtschaftsstimuli in Deutschland gab dem Euro zum Dollar leichten Auftrieb. Im späten US-Handel notierte der Euro bei rund 1,1050 Dollar. Im Tagestief waren es 1,1015 Dollar gewesen.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 58,16 57,85 +0,5% 0,31 +21,1% Brent/ICE 62,81 62,59 +0,4% 0,22 +13,4%
Die Ölpreise zogen an, nachdem der bisherige saudische Energieminister Chalid al-Falih entlassen und durch Prinz Abdulasis bin Salman, Halbbruder des Kronprinzen Mohammed bin Salman, ersetzt worden war. Vom neuen Minister wird erwartet, dass er bei der Opec einen verschärften Kurs in Sachen Preisstabilität fahren wird. Die preisstützenden Schritte sollen den geplanten Börsengang des staatlichen Ölriesens Aramco begleiten. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 2,4 Prozent auf 57,85 US-Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,7 Prozent auf 62,59 Dollar.
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
September 10, 2019 01:35 ET (05:35 GMT)
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