BERLIN (Dow Jones)--Die Energiewirtschaft hat die von Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) vorgeschlagene Schaffung von einer Million zusätzlichen E-Ladestationen abgelehnt. Die Forderung sei "überdimensioniert", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Stefan Kapferer. "Es hilft niemandem, wenn Deutschland nach dem Motto 'viel hilft viel' mit Ladesäulen übersät wird, die am Ende kaum genutzt werden und damit auch für die Betreiber unwirtschaftlich sind." Vielmehr brauche es einen Zubau, der mit dem tatsächlichen Bedarf der Nutzer und mit dem technologischen Fortschritt im Einklang stehe.
Nach Berechnungen des BDEW seien 350.000 öffentliche Ladepunkte für die geplanten zehn Millionen E-Autos vollkommen ausreichend. Der Verband forderte die Bundesregierung auf, Elektromobilität vor allem im privaten Bereich zu unterstützen. "Jeder Mieter und Wohnungseigentümer muss die Möglichkeit haben, private Ladeinfrastruktur zu installieren", sagte Kapferer. Der Verband setze daher auf die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sich für die Anpassung des Miet- und Wohnungseigentumsrechts einzusetzen. "Gut ist in diesem Zusammenhang, dass Olaf Scholz angekündigt hat, das Laden am Arbeitsplatz durch weitere Steuervergünstigungen attraktiver zu machen", so der BDEW-Hauptgeschäftsführer.
Bundesfinanzminister Scholz hatte der Bild am Sonntag gesagt, ein zentraler Faktor im Kampf gegen den Klimawandel sei der Umstieg auf abgasfreie E-Autos. Es brauche auch ausreichend Möglichkeiten, diese Autos mit Strom zu betanken. "Deshalb braucht unser Land so was wie ein Eine-Million-Ladesäulen-Programm", sagte der SPD-Politiker. Laut Statistischem Bundesamt gab es im dritten Quartal 2019 rund 16.600 Ladepunkte in Deutschland.
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September 16, 2019 04:36 ET (08:36 GMT)
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