BERLIN (Dow Jones)--Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat einen einheitlichen CO2-Preis als langfristiges Ziel der deutschen Klimapolitik ausgegeben. Ein erster Schritt soll nach den Vorstellungen der Ökonomen ein innerdeutscher Emissionshandel mit einem CO2-Grenzausgleichssystem sein. "Ein einheitlicher CO2-Preis über möglichst viele verschiedene Sektoren - dies sollte das zentrale Ziel sein, wenn am kommenden Freitag das Klimakabinett der Bundesregierung die Weichen für die deutsche Klimapolitik stellt", erklärte das Forschungsinstitut.
Das langfristige Ziel müsse ein umfassendes EU-Emissionshandelssystem "über alle Sektoren und europäischen Länder" sein, sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. Emissionen weiterer Sektoren in den existierenden europäischenEmissionshandel ("EU ETS") einzubeziehen, sei zwar nur im Rahmen einer EU-Reform möglich. "Trotzdem kann Deutschland jetzt den ersten Schritt zu einem umfassenden System gehen und für die bisher nicht im EU ETS erfassten CO2-Emissionen einen innerdeutschen Emissionshandel einführen", betonte Felbermayr - etwa für die Bereiche Verkehr und Gebäude.
Damit der heimische Klimaschutz nicht konterkariert werde, forderte das IfW ein CO2-Grenzausgleichssystem für das europäische Emissionshandelssystem, mit dem der CO2-Gehalt der Exporte von der heimischen CO2-Bepreisung ausgenommen, jener der Importe aber der heimischen CO2-Bepreisung unterworfen werden solle. Ein solches System erschwere es, dass der CO2-Ausstoß lediglich in andere Länder verlagert, aber nicht verringert werde.
Das Kieler Institut riet auch dazu, die Erlöse aus der Versteigerung der CO2-Emissionsrechte in einem innerdeutschen System zur Senkung der überdurchschnittlich hohen Strompreise in Deutschland einzusetzen, wovon Haushalte und Unternehmen profitierten. Dies könne zum Beispiel durch eine Senkung der EEG-Umlage sowie langfristig durch eine Senkung der Stromsteuern erreicht werden. "Zusätzlich stellt ein Energiegeld pro Kopf die soziale Verträglichkeit des Systems sicher und entlastet die Verbraucher", schlug Felbermayr vor. So werde es in der Schweiz bereits praktiziert.
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September 17, 2019 06:30 ET (10:30 GMT)
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