Die Handels-Verspannungen sind ungelöst, das Weltwirtschaftsumfeld bleibt geschwächt und der starke Dollar beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit von Export-Amerika. Darauf hat die Fed auf ihrer September-Sitzung zwar mit einer zweiten Leitzinssenkung von 2,25 auf zwei Prozent reagiert. Doch hat sie ihre Wachstumsprojektionen leicht angehoben und einen Zinsausblick bis Ende 2020 auf aktuellem Niveau projiziert. Ist sie der Meinung, dass sie mit zwei Zinssenkungen bereits genug für die Wirtschaft getan hat? Oder will sich die Fed gegen ihre zunehmende Politisierung durch Präsident Trump wehren. Statt klarer Zinsnavigation für die Finanzmärkte orientiert sich die Fed am Liebesorakel mit Gänseblümchen: Ich senke die Zinsen, ich senke die Zinsen nicht.
Die US-Konjunktur verliert an Robustheit. Die Effekte der markanten Steuersenkungen und Infrastrukturprojekte sind auch angesichts der Bremsspuren des Handelskonflikts verpufft. So ist die von der New York Fed ermittelte Wahrscheinlichkeit für eine US-Rezession innerhalb der nächsten 12 Monate zuletzt auf ca. 40 Prozent gestiegen. Ein derartiges Niveau hat die letzten beiden Rezessionen 2001/2002 und 2008/2009 treffsicher vorhergesagt. Um den längsten Aufschwung der US-Geschichte zu unterstützen, hat die US-Notenbank mit der zweiten Leitzinssenkung in Folge reagiert.
Wachstumsprojektionen der Fed weder Fisch noch Fleisch
Einerseits kommen die sich mehrenden Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung noch nicht in den sogar minimal angehobenen Wachstumsprojektionen der Fed zum Ausdruck: 2019 2,2 statt 2,1, 2020 unverändert 2,0 und 1,9 statt 1,8 Prozent in 2021. Andererseits spricht die Fed von schwachen Exporten und Unternehmensinvestitionen. Laut National Federation of Small Business schaut insbesondere der Mittelstand im Vergleich zum Vorjahr deutlich pessimistischer in die Zukunft. Eine gedämpfte Investitionsplanung unterstreicht diese Einschätzung.
Angesichts einer abflauenden Neuauftragslage zeigt sich ebenso der bislang robuste Beschäftigungsaufbau - gemessen am Sechsmonatsdurchschnitt - in Industrie und Dienstleistungsgewerbe rückläufig.
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