Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Ampeln an den Weltbörsen bleiben auf Grün: Die Indizes stehen in der Startposition für neue Jahreshöchststände. In die Pole-Position haben sich zuletzt der Euro-Stoxx-50 und der CAC-40 gestellt.
Der französische Leitindex steht unmittelbar an den Höchstständen dieser Dekade. Nachdem er seit der Wahl von Präsident Emmanuel Macron nur seitwärts gelaufen ist, könnte er nun vor einer Neubewertung stehen, die Stände deutlich über 6.000 Punkten verspricht.
Dem Euro-Stoxx-50 fehlen dagegen bis zu den Dekaden-Hochs noch etwa 270 Punkte oder knapp 8 Prozent. Damit sollte das Dekaden-Hoch bei gut 3.820 Punkten aus charttechnischer Sicht das nächste Ziel sein, wenn der Euro-Stoxx-50 ein neues Jahreshoch über 3.574 Punkten schafft. Auch hier könnte bereits in der nächsten Woche das Motto "hopp oder top" sein, denn bis zum Jahreshoch fehlten dem Euro-Stoxx-50 am Freitagmittag nur noch 0,5 Prozent.
Auch der S&P-500 ist wieder auf Kurs. Er ist zuletzt über die psychologisch wichtige Marke von 3.000 Punkten zurückgekehrt. Da sich die Marktbreite - abzulesen an der Advance-Decline-Linie - weiter verbessert, stehen auch hier die Ampeln auf Grün: Ein Test des Jahreshochs dürfte eher eine Frage des Wann als des Ob sein. Und im S&P ist das Jahreshoch ja schon das Allzeit-Hoch, damit bildet der S&P zusammen mit dem Schweizer SMI die Speerspitze der Hausse.
Im DAX ist das Jahreshoch noch relativ weit entfernt, ihm fehlen dazu noch etwa 200 Punkte. Wenn CAC-40 und Euro-Stoxx-50 nach oben ausbrechen, dürfte aber auch der DAX mit nach oben laufen. Und über 12.650 Punkten winkt im DAX ein Flirt mit der 13.000er Marke.
Die lockere Geldpolitik der Notenbanken führt nach wie vor zu Umschichtungen in Aktien, und das nicht nur bei den Anlegern.
Niedrigst-Renditen schlagen durch - Schöne neue Welt
Auch die Unternehmen nutzen zunehmend die Lage. So nutzt zum Beispiel Siemens die extrem niedrigen Renditen der Langläufer für Bond-Emissionen. Zuletzt hat Siemens Schuldtitel im Gesamtvolumen von 3,5 Milliarden Euro mit Laufzeiten von zwei, fünf, zehn und 15 Jahren begeben. Die beiden Kurzläufer wurden mit negativen Renditen gepreist, Siemens bekommt also von Investoren mehr geliehen, als der Konzern zurückzahlt. Eine schöne neue Welt für Unternehmen mit einem guten Rating.
Zugleich kauft Siemens eigene Aktien zurück, nach dem derzeitigen Programm bis 2021. Die extrem niedrigen Renditen führen bei Siemens also zum Verkauf von Anleihen und zum Kauf von Aktien.
Was Unternehmen wie Siemens oder auch Nestle machen, zeigt sich laut Marktteilnehmern auch zunehmend auf der Anlegerseite. Bei negativen Renditen werden Bonds zunehmend unattraktiv. Dagegen weisen Aktien nach wie vor vergleichsweise hohe Dividendenrenditen auf. Marktteilnehmer erwarten deshalb, dass institutionelle Anleger wie die Versicherungen den Aktienanteil schrittweise hochfahren, auf Kosten der Anleihen.
Umstrukturierungen machen den Kursen Beine
Bei Siemens liegt die Dividendenrendite bei knapp 4 Prozent, BASF liefert über 5 Prozent Dividendenrendite, VW gut 3 Prozent und Daimler fast 7 Prozent, wobei Daimler allerdings die Dividende kürzen könnte. Beispiele wie RWE zeigen, dass sich die Kurse dann in Bewegung nach oben setzen, wenn das Vertrauen in den Erfolg einer Umstrukturierung greift. Dann geht zwar die Dividendenrendite zurück, das wird durch die Kursgewinne aber bei weitem aufgewogen. Deshalb beobachten Marktteilnehmer ganz genau den Fortgang der Umstrukturierung bei Siemens.
In der kommenden Woche stehen erst einmal die Einkaufsmanager-Indizes für das verarbeitende Gewerbe auf der Agenda. Am Dienstag wird der ifo-Geschäftsklima-Index veröffentlicht, und am Nachmittag das US-Verbrauchervertrauen. Dieses wird am Mittwoch auch in Frankreich bekanntgegeben, am Donnerstag folgt das deutsche GfK-Konsumklima. Am Freitag folgt in den USA der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter.
Auf der Unternehmensseite stehen am Dienstag die Zahlen von Nike im Blick, mit möglichen Impulsen auch auf Adidas und Puma. Für den Freitag hat BASF zum Investorentag geladen. Und wer sich an der Börse aus Angst vor fallenden Kursen in die Hose macht, der sollte vielleicht auf die außerordentliche Hauptversammlung der windeln.de schauen.
DJG/hru/cln
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September 20, 2019 04:53 ET (08:53 GMT)
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