(neu: mehr Details und Hintergrund)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Stellenabbau, Filialschließungen und Verkauf
von Tafelsilber: Mit harten Einschnitten will sich die Commerzbank
"Vorstand und Aufsichtsrat haben noch zu keinem Punkt des Strategieprogramms eine Entscheidung getroffen", betonte das Frankfurter Geldhaus. Klar sei jedoch: "Ein weiterer konzernweiter Stellenabbau ist leider unvermeidbar."
Am Mittwoch und Donnerstag (25./26.9.) beraten Vorstand und Aufsichtsrat über die Pläne, am Freitag (27.9.) will Vorstandschef Martin Zielke die Ergebnisse vorstellen.
Voraussichtlich fallen etwa 4300 Vollzeitstellen weg. Weil zugleich in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik 2000 Stellen geschaffen werden, verbleibt unter dem Strich ein Abbau von rund 2300 Jobs. Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabbau "möglichst sozialverträglich" zu gestalten, versicherte das Institut.
Die Commerzbank, deren größter Anteilseigner seit der Finanzkrise der deutsche Staat ist, hat ihre Belegschaft in den vergangenen Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkräfte sank von 43 300 auf 40 700 Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38 000 sein. In Köpfen gerechnet beschäftigte die Bank Ende Juni 48 644 Mitarbeiter, davon gut 34 900 im Inland.
Das vergleichsweise große Filialnetz mit etwa 1000 Standorten wird die Commerzbank ausdünnen. Etwa 200 Zweigstellen könnten geschlossen werden. Welche Standorte es treffen würde, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfilialen und großen Standorten mit Komplettangebot.
Die Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen beziffert die Commerzbank nach derzeitiger Berechnung auf 850 Millionen Euro. Mittelfristig rechnet das Geldhaus mit sinkenden Kosten: 2023 sollen die Kosten um rund 600 Millionen Euro unter denen des laufenden Jahres liegen.
Auf der anderen Seite will die Bank 750 Millionen Euro vor allem in digitale Angebote stecken. Das Geld für diese Investitionen soll maßgeblich aus dem Verkauf der polnischen Tochter mBank kommen. Die vergleichsweise profitable mBank ist an der Warschauer Börse derzeit mit rund 3,1 Milliarden Euro bewertet. Die Commerzbank hält 69,3 Prozent an dem Institut. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über einen möglichen Verkauf der mBank berichtet.
Dagegen will die Commerzbank ihre Online-Tochter Comdirect mit Sitz in Quickborn (Schleswig-Holstein), an der sie nach letzten Angaben gut 82 Prozent hält, ganz übernehmen. Infolge der fortschreitenden Digitalisierung glichen sich die Geschäftsmodelle von Commerzbank und Comdirect immer stärker an, hieß es zur Begründung. Für den Fall eines Übernahmeangebots, soll den Comdirect-Aktionären eine Prämie von 25 Prozent auf den Aktienkurs geboten werden.
Die Commerzbank-Aktie reagierte am Freitag mit Zuwächsen, der Kurs
legte bis zum Nachmittag um gut ein Prozent auf 5,76 Euro zu. Damit
zählte das Papier zu den besten Werten im MDax
An ihrer grundsätzlichen Ausrichtung auf Privatkunden sowie
Firmenkunden und Mittelstand ändert die Commerzbank, die vor einem
Jahr aus dem Leitindex Dax
Und die Aussichten trüben sich zunehmend ein: Die Konjunktur schwächelt, die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Strafzinsen für geparkte Gelder von Banken noch verschärft und die Zinswende auf unbestimmte Zeit verschoben.
Bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang August hatte Vorstandschef Zielke eingeräumt, es werde "deutlich ambitionierter", das Jahresziel einer leichten Gewinnsteigerung zu erreichen: "Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu."/ben/mar/DP/jha
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