Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Ansicht ihres Präsidenten offen gegenüber neuen geldpolitischen Konzepten sein. Dies sagte Draghi am Montag vor einem Ausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel, als er nach seiner Ansicht zu "Helikoptergeld" gefragt wurde. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form von Zentralbankgeld. In einer bestimmten Ausprägung fließt es direkt an die Haushalte oder Unternehmen ohne Umweg über das Bankensystem.
Draghi sprach auch das geldpolitische Konzept MMT (Modern Monetary Theory) an. Dies ist eine radikale Spielart der Geldpolitik, die die Notenbank letztlich in die Funktion des Finanziers hoher Staatsdefizite drängt. Besonders populär ist MMT bei einigen jungen Parlamentsabgeordneten in den USA. "Das sind ziemlich neue Ideen", erklärte Draghi. "Sie wurden im EZB-Rat nicht diskutiert. Wir sollten sie uns ansehen, aber sie wurden noch nicht getestet."
Draghi schränkte ein, dass derartige Konzepte eigentlich in den Bereich der Finanzpolitik fielen, weil sie die Vermögensverteilung beträfen. "Das sind Entscheidungen der Regierungen, nicht der Zentralbank".
Die EZB hat ihre Geldpolitik in den vergangenen Jahren immer weiter gelockert, zuletzt vor etwa eineinhalb Wochen. Kritiker halten ihr vor, die Lockerung habe bestenfalls wenig gebracht und schlimmstenfalls Schaden angerichtet. Aufgrund der bereits sehr niedrigen und teils negativen Zinsen sowie billionenschwerer Anleihekäufe wird die Wirkung zusätzlicher Lockerungen zunehmend in Zweifel gezogen./bgf/he
AXC0267 2019-09-23/17:46