NEW YORK/BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Deutschlands Mitschuld am Klimawandel eingeräumt und mehr Geld für die Bekämpfung der Erderwärmung versprochen. "Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört", erklärte Merkel in ihrer Rede auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York. Zuvor hatte Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg auf dem Klimagipfel Politikern aus aller Welt eklatantes Versagen beim Klimaschutz vorgeworfen.
"Es gibt keinen Zweifel, dass der Klimawandel, die Erderwärmung im Wesentlichen von Menschen gemacht ist. Und deshalb müssen wir dem Ratschlag der Wissenschaft folgen", so Merkel. "Die Industriestaaten sind die Verursacher dieser Erderwärmung. Die Entwicklungsländer sind die Hauptleidtragenden. Deshalb haben wir als Vertreter der Industrieländer die Pflicht, Innovation, Technologie und Geld einzusetzen, um die Wege zu ebenen, um die Erderwärmung zu stoppen."
Deutschland werde daher international und national seine Verantwortung wahrnehmen. Auf internationaler Ebene werde Deutschland seine Mittel für den weltweiten Klimaschutz von 2 auf 4 Milliarden Euro erhöhen im Verhältnis zu den Zahlungen in 2014, sagte Merkel. So sollen 1,5 Milliarden für den Green-Climate-Fund bereitgestellt werden und Deutschland setze sich für Klimarisikoversicherungen ein.
Auf nationaler Ebene räumte Merkel Deutschlands problematische Klimabilanz ein.
"Deutschland hat 1 Prozent der Weltbevölkerung und 2 Prozent der weltweiten Emission. Wenn alle so handeln würden wie Deutschland, würden sich die Emissionen weltweit verdoppeln", so Merkel.
Deutschland stehe vor einem tiefgreifenden Wandel, bei dem man die Menschen durch Anreize mitnehmen müsse. Sie verwies auf das Klimaschutzpaket, das die Bundesregierung am vergangen Freitag beschlossen hat, das beispielsweise eine deutschlandweite Bepreisung für den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) im Gebäude- und Verkehrssektor und eine Abwrackprämie für Ölheizungen vorsieht.
"Wir werden unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft und zu einem nachhaltigen Leben weltweit leisten", versprach Merkel.
Allerdings ist das Klimapaket der Bundesregierung auf deutliche Kritik von Klimaexperten gestoßen. Diese bezeichnete die Maßnahmen als unzureichend. Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, kritisierte gegenüber dem Tagesspiegel, dass der vereinbarte CO2-Einstiegspreis von 10 Euro pro Tonne viel zu niedrig sei und Deutschland in ungenutzte Jahre für die die Klimaziele 2030 schlittern werde.
Zu der Konferenz hatte Uno-Generalsekretär António Guterres eingeladen. An dem Treffen nahmen rund 60 Staats- und Regierungschefs teil.
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September 23, 2019 11:57 ET (15:57 GMT)
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