Der Weltpostverein hat den Weg für schnelle Gebührenerhöhungen freigemacht und damit einen drohenden Austritt der USA sowie mögliches Chaos im Versand von Warensendungen abgewendet. Die 192 Mitglieder der Organisation einigten sich am Mittwoch in Genf einstimmig auf einen Kompromiss.
Länder, in denen besonders viele solcher Sendungen ankommen - wie die USA - können ihre Gebühren ab 1. Juli 2020 selbst festlegen, sagte der Generaldirektor des Weltpostvereins, Bishar Hussein. Die anderen Länder können bei Bedarf in den kommenden Jahren ebenfalls dazu übergehen, ihre Tarife selbst festzulegen. Bislang waren die Gebühren im Weltpostverein, der seit 145 Jahren den internationalen Postverkehr regelt, jeweils für ganze Ländergruppen geregelt. US-Unterhändler Peter Navarro zeigte sich zufrieden. "Internationale Organisationen müssen die Rechte der USA respektieren", sagte er.
Bei dem Streit über die Gebühren ging es nicht um die Kosten für Briefmarken, sondern um diejenigen Beträge, die ein Absenderland dem Empfängerland für die Beförderung von Warensendungen bis zwei Kilogramm bezahlt. Angesichts des rasanten Wachstums im Onlinehandel und millionenfachen Bestellungen von Kleinteilen wie Elektronik oder Deko-Artikeln in China hatten die USA die niedrigen Gebühren moniert, die China der US-Post für die Zustellung zahlt. Die USA hatten gedroht, aus der Organisation auszutreten, wenn sie nicht die Genehmigung bekämen, die Gebühren etwa gegenüber China nach eigenem Gutdünken anzuheben.
Nach dem Kompromiss sollen die Gebühren zunächst nicht mehr als 70 Prozent der heimischen Beförderungstarife betragen. Die Versandkosten kleinerer Päckchen in die USA dürften steigen, wenn die USA die Gebühren hochsetzen, sagte Hussein. Nach Angaben aus Branchenkreisen könnte das auch die Kosten für kleinere Päckchen aus Deutschland in die USA erhöhen. Einzelheiten müssten auf bilateralem Weg geklärt werden.
Dieser Tarif geht auf eine einvernehmliche Vereinbarung im Weltpostverein zurück. Dort gehört China zu den Ländern mit kleinen oder mittleren Einkommen, die deutlich weniger zahlen als es Industrieländer untereinander tun. Auch der deutsche Branchenverband der Onlinehändler hatte dies als unfairen Wettbewerbsvorteil für chinesische Anbieter moniert./oe/DP/he
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