Der rüde und laute Ton bei der ersten Sitzung nach der Zwangspause des britischen Parlaments soll sich nach dem Willen von Unterhauspräsident John Bercow nicht wiederholen. Möglicherweise werde die Debattenkultur im Hause zum Thema einer Untersuchung, sagte Bercow am Donnerstag. Noch in der Nacht hätten ihn darauf zwei hochrangige Mitglieder des Parlaments angesprochen. Bercow bat die Abgeordneten, ihre Lautstärke zu senken und "sich gegenseitig als Gegner und nicht als Feinde zu behandeln".
"Die Atmosphäre in der Kammer war schlimmer als alles, was ich in meinen 22 Jahren im Unterhaus erlebt habe", sagte Bercow. Sowohl auf der Regierungsseite als auch bei der Opposition habe während der Sitzung am Mittwoch Wut und eine vergiftete Atmosphäre geherrscht - dies müsse sich ändern. Großbritannien stehe mit Blick auf den geplanten EU-Austritt vor der schwierigsten politischen Situation seit Jahrzehnten.
Das Parlament ist im Brexit-Kurs total zerstritten. Viele Abgeordnete hatten Premierminister Boris Johnson wegen seiner Wortwahl kritisiert. Johnson benutzt oft Begriffe wie "Kapitulation" und "Verrat". Sie warfen ihm deshalb Kriegsrhetorik vor. Parlamentarier aller Parteien äußerten sich sehr emotional. Am Tag zuvor hatte das Oberste Gericht die von Johnson verhängte Zwangspause des Parlaments gekippt./si/DP/jha
AXC0179 2019-09-26/12:35