BERLIN (Dow Jones)--Der konservative Seeheimer Kreis in der SPD-Fraktion setzt sich laut einem Medienbericht für einen weitgehenden Umbau des deutschen Steuersystems ein. Der derzeitige Spitzensteuersatz von 42 Prozent soll erst bei höheren Einkommen greifen, heißt es in einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) am Dienstag. In dem Konzeptpapier "Steuergerechtigkeit stärken - Ungleichheit bekämpfen" wird ein Jahresbruttoeinkommen von 90.000 Euro genannt.
Ab einem Einkommen von 125.000 Euro jährlich soll der Steuersatz dann auf 45 Prozent steigen. Auf Spitzeneinkommen oberhalb von 250.000 Euro wollen die Seeheimer 49 Prozent Steuern erheben. Der Solidaritätszuschlag soll für alle abgeschafft werden. Die Abgeltungsteuer soll gestrichen, Kapitaleinkünfte stattdessen mit dem persönlichen Einkommensteuersatz belastet werden.
Auch bei der Erbschaftsteuer fordern die Abgeordneten eine entschlossene Reform. Sie wollen einen Freibetrag von einer Millionen Euro für jede erbberechtigte Person und Erbschaft einführen. Erbschaften oberhalb einer Million Euro sollen laut dem Bericht pauschal und ohne Ausnahme für Firmen oder Privatpersonen mit zehn Prozent besteuert werden. Damit Unternehmen durch die Steuer nicht in existenzbedrohende Schieflagen geraten, soll die Steuerschuld über zehn Jahre abgezahlt werden können.
Bei der Mehrwertsteuer plädiert der Seeheimer Kreis für einen Neustart und eine Vereinfachung. Für sämtliche Dinge des alltäglichen Gebrauchs soll der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gelten, für Luxusgüter der normale.
Laut RND wollen die Seeheimer auch eine strengere Mindestbesteuerung für Unternehmen, insbesondere für große Digitalkonzerne. Gelingt eine Verständigung auf Ebene der G20 nicht, solle bis spätestens Anfang 2021 eine europäische Digitalsteuer auf den Weg gebracht werden - notfalls mit einer Koalition williger Staaten, heißt es in dem Bericht. Außerdem plädieren die Seeheimer für mehr Engagement im Kampf gegen Steuerbetrug sowie für mehr Personal in Finanzämtern, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaften.
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October 01, 2019 02:52 ET (06:52 GMT)
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