BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält es nach wie vor für möglich, dass ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) abgewendet werden kann. Keiner wisse, ob es zu einem geregelten Brexit komme, "was ich nach wie vor für möglich halte", sagte Merkel, "oder ob es doch zu stärkeren Friktionen kommt".
Bei einem Treffen mit den Vorsitzenden internationaler Wirtschafts- und Finanzorganisationen im Kanzleramt in Berlin sei man sich einig gewesen, "dass die Weltwirtschaft sich in einer nicht einfachen Lage befindet, und dass wir hier überall eine Verlangsamung des Wachstums von allen Organisationen prognostiziert bekommen". Man sehe dies auch an den deutschen Prognosen. "Besonders sorgenvoll stimmen muss einen, dass bestimmte Investitionen zurückgegangen sind in letzter Zeit", sagte Merkel.
Zurückzuführen sei die Entwicklung auf die Unsicherheiten, den US-chinesischen Handelskonflikt "und natürlich auch durch die Tatsache, dass der Brexit noch nicht vollzogen ist", erklärte die Kanzlerin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Chefs von Internationalem Währungsfonds (IWF), Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Welthandelsorganisation (WTO), Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) und Weltbank.
Der Interims-Direktor des IWF, David Lipton, konstatierte einen "schrittweisen und synchronisierten Abschwung". Die Fiskalpolitik müsse bereit sein, "hineinzugehen" und etwas zu tun. Weltbank-Präsident David Malpass erklärte, es zeichneten sich "noch niedrigere Wachstumsraten" ab als bisher erwartet. Auch er nannte "Unsicherheiten im Handelsbereich" und den Brexit als Gründe, verwies aber auch auf eingefrorene Kapitalvolumina.
OECD-Generalsekretär Angel Gurria sagte, die Dinge verschlimmerten sich, "weil sie nicht durch den multilateralen Modus angegangen worden sind". Er verwies besonders auf den Handel. So gebe es zum Ende des Jahres vielleicht keinen Streitschlichtungsgremium bei der WTO mehr. Auch beim Klimaschutz mache man Rückschritte. "Die Emissionen steigen wieder." Das deutsche Klimapaket sei aber "ganz besonders zu würdigen". WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo mahnte seinerseits zu einer "Umkehr der Handelsspannungen".
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October 01, 2019 13:02 ET (17:02 GMT)
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