BERLIN (Dow Jones)--Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) hat die Subventionen für ostdeutsche Industrieunternehmen kritisiert. In den vergangenen Jahrzehnten seien neue Jobs vor allem in unternehmensnahen Dienstleistungen entstanden, sagte IWH-Präsident Reint Gropp dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Mittwoch). Ostdeutschland habe "mit Gewalt und gegen den Strom versucht, Industriearbeitsplätze zu erhalten". Das sei teuer gewesen und habe meistens nicht geklappt.
Dienstleistungen wiederum prosperierten in den Städten, nicht auf dem Land. "Deshalb müssen wir uns Gedanken darüber machen, was diese Räume attraktiver macht für diese Art von Menschen in Dienstleistungsberufen." Da gehe es in erster Linie "um ein Image, um produktive Menschen mit hohem Potential irgendwo hinzukriegen". Dieser Image-Gedanke sei den Deutschen sehr fremd. Und die AfD-Wahlerfolge seien "tödlich". Zudem seien ostdeutsche Unternehmen vielfach unter der Bedingung subventioniert worden, dass sie bestimmte Beschäftigungsziele erreichten, so Gropp. Da dürfe man "sich nicht wundern, dass die Produktivität pro Kopf niedriger ist".
Gropp hatte im März scharfe Kritik der Ministerpräsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Michael Kretschmer, Reiner Haseloff (beide CDU) und Bodo Ramelow (Linke), auf sich gezogen, weil er - gestützt auf eine Studie des Instituts - die Subventionspolitik für gescheitert erklärt hatte. Die Politik hatte er aufgefordert, sich auf die Förderung der ostdeutschen Städte zu konzentrieren. "Wir müssen von dem, was wir gemacht haben, nichts zurücknehmen", sagte Gropp dem RND.
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October 02, 2019 03:20 ET (07:20 GMT)
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