Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) ist nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Stefan Ermisch gut für eine weitere Eintrübung des Wachstumsumfelds in Deutschland gerüstet. Ermisch wies vor Journalisten in Frankfurt darauf hin, dass sich die HCOB als kleine Spezialbank im Besitz von Finanzinvestoren abgesehen vom Bereich Gewerbeimmobilien in wenig zyklischen Sektoren bewege. Ermisch zufolge konzentriert sich die von Problem-Assets befreite Nachfolgerin der HSH Nordbank zunächst darauf, die Anforderungen für eine Aufnahme in die private Einlagensicherung zu erfüllen.
Laut Ermisch ist die HCOB in den Bereichen Projektfinanzierung - Erneuerbare Energie, Infrastruktur, Schiffsfinanzierung - "vernünftig aufgestellt". "Schiffsfinanzierung läuft hervorragend, auch wenn das keiner hören will", sagte Ermisch. Im Geschäftskundenbereich sei die Bank "relativ spitz aufgestellt", Ermisch nannte die Bereiche Gesundheit und Handel - "kein Maschinenbau und keine Autos". Im Bereich Gewerbeimmobilien fährt die HCOB seit einiger Zeit die Kreditstandards hoch, hier wolle man im Falle eines Abschwungs nicht dabei sein.
Knapp zweistellige Renditen im Neugeschäft
"Mit diesem Profil kann man ganz gut Geld verdienen", sagte Ermisch, der 2016 als Chef bei der HSH Nordbank, der Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, eingestiegen war. 2018 war die Bank an die Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers verkauft worden. Im Neugeschäft sind laut Ermisch Renditen im knapp zweistelligen Bereich erreichbar. Für 2019 rechnet die Bank mit einem leicht positiven Ergebnis vor Steuern. Mittelfristig peilt sie eine Vorsteuerrendite von 8 Prozent an.
Ausschlaggebend für eine Gewinnsteigerung werden laut Ermisch Kostenersparnisse sein. "Wir wollen die Bank so schlank wie möglich aufstellen", sagte er. Die Bank will die Zahl ihrer Mitarbeiter von ursprünglich 1.700 auf 950 reduzieren. Davon seien bereits 80 Prozent geschafft. Große Hilfe von der Zinsseite erwartet Ermisch nicht. "Die niedrigen Zinsen bleiben vielleicht acht bis zehn Jahre, wenn wir Glück haben nur fünf", sagte er. Allerdings profitiere die Bank von sinkenden Finanzierungskosten.
Einstieg in private Einlagensicherung bis 2021 geplant
Entscheidend ist laut Ermisch zunächst, dass die Hamburg Commercial Bank die Transformation hin zu einer Privatbank erfolgreich hinbekommt, vor allem den Einstieg in die private Einlagensicherung bis 2021. Dazu muss die Bank bestimmte Kennziffern erfüllen. Ermisch sprach von einem "Dreiklang" aus Asset-Qualität, Kapitalausstattung und Rendite. "Da haben wir sehr viele Möglichkeiten auszusteuern", sagte er.
Er will "alles dafür tun, die Kapitalausstattung so weit wie möglich hochzufahren". Pflicht sind 16 Prozent CET1-Quote, Ende 2018 waren 17,3 Prozent erreicht. Die HCOB hat nach Ermischs Angaben kaum notleidende Kredit und tut alles dafür, dass keine neuen hinzukommen. Diese Aussage zielt vor allem auf den Bereich Commercial Real Estate, wo die Bank "im Downturn nicht dabei sein will". "Wir werden hier entsprechende Entscheidungen treffen, die jetzt in Vorbereitung sind", sagte Ermisch.
Hamburg Commercial skeptisch für deutsche Konjunktur
Ermisch macht sich nach eigenen Worten Sorgen über die deutsche Konjunktur. "Der Maschinenbau befindet sich in einer Rezession und eine Ende ist nicht abzusehen", sagte er. Die HCOB sei für die nächsten 18 Monate "relativ skeptisch".
Der Chef der Hamburg Commercial Bank geht davon aus, dass die Bank eventuell längere Zeit im Besitz der Finanzinvestoren bleiben wird. "Finanzinvestoren kaufen, wenn niemand kaufen will und verkaufen, wenn alle kaufen wollen - in diesem Spannungsbogen kann es viele Jahre gehen", sagte er. Die Anteilseigner seien "anstrengende Typen" mit permanentem Diskussionsbedarf. "Aber ich finde das gut", beteuerte Ermisch.
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October 02, 2019 07:22 ET (11:22 GMT)
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