Der GBC-Analyst Dario Maugeri hat mit Remco Westermann, CEO der Media and Games Invest plc, über die Strategie und die Aussichten des Unternehmens gesprochen.
GBC AG: Herr Westermann, nach dem Erwerb der Samarion SE und damit der gamigo AG hat sich das Geschäftsmodell der Media and Games deutlich verändert. Können Sie dieses kurz skizzieren?
Remco Westermann: Die Strategie von Media and Games Invest basiert auf der erfolgreichen Strategie der gamigo AG und will diese stärken und weiter ausbauen; den Aufbau von kritischer Masse in den Märkten für digitale Spiele und Medien durch eine Kombination aus Konsolidierungsakquisitionen und organischem Wachstum. Unsere inzwischen 53 Prozentige Tochtergesellschaft gamigo setzt diese Strategie seit über 6 Jahren um und verzeichnet mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 32 Prozent und einem Ebitda-Wachstum von 65 Prozent pro Jahr in den letzten 4 ½ Jahren ein anhaltend profitables Wachstum. Die digitalen Märkte für Gaming und Medien/Online-Werbung sind beide sehr umfangreich mit 150 Milliarden USD im Digital Gaming und 300 Milliarden USD im Digital Advertising weltweit und wachsen jeweils mit über 10 Prozent pro Jahr. Die beiden Sektoren haben starke Synergien; eigene Werbeinhalte auf der Gaming-Seite ermöglichen einen USP auf der Media-Seite und die breite Medienkompetenz und der Größenvorteil im Media-Buying bilden einen Kundenakquise USP für die Gaming-Seite. In beiden Sektoren spielt Technologie eine wichtige Rolle. Vielen Parteien fehlt kritische Masse und das bietet gute Möglichkeiten für uns als Marktkonsolidierer. Mit Media and Games Invest als Holdinggesellschaft, mit Zugang zum Kapitalmarkt, können wir das Wachstum von gamigo im Gaming-Bereich beschleunigen und unsere Beteiligung an gamigo durch den Rauskauf nicht strategischer Minderheitsaktionäre erhöhen. Parallel treibt MGI unser Wachstum im Bereich Medien/Online-Werbung durch weitere Akquisitionen voran.
GBC AG: Ein wichtiger Wachstumsfaktor der gamigo AG war in den vergangenen Geschäftsjahren der Erwerb von Spieleunternehmen oder der Ausbau der Spielelizenzen. Zuletzt wurden zwei amerikanische Unternehmen erworben. Soll auch künftig das anorganische Wachstum im Fokus stehen und wie ist ihr Unternehmen diesbezüglich finanziell aufgestellt?
Remco Westermann: gamigo hat in den letzten sechs Jahren weit über 20 Übernahmen durchgeführt und sowohl Gaming-Assets als auch komplette Unternehmen erworben. Die jüngsten Übernahmen waren Trion Worlds, ein bedeutender Publisher von Online- und Konsolen-Massively-Multiplayer-Spielen in Redwood City und Austin (USA), im Oktober 2018 und WildTangent, ein Casual-Games-Publisher mit eigener Online-Plattform, mit Sitz in Seattle im April 2019. In beiden Fällen wurden wesentliche Vermögenswerte der Unternehmen mittels Asset-Deals erworben, die zu einer sofortigen positiven Ertrags- und Gewinnberechnung des Konzerns führen. Mit einem positiven operativen Cashflow und substantiellen liquiden Mitteln aus der Anleihe (notiert im regulierten Markt in Schweden an der Nasdaq Stockholm), in Kombination mit vielen verfügbaren Übernahmezielen, wird gamigo vom börsennotierten MGI unterstützt, weiteres Wachstum mittels Akquisitionen vorantreiben. Neben dem anorganischem Wachstum fokussieren sich gamigo und MGI auch auf organisches Wachstum: u.a. mittels Einführung von lizenzierten Spielen, Spiele-Sequels, Internationalisierung und Kundenakquise. Das organisches Wachstum ist eine wichtige Säule der gesamten Wachstumsstrategie.
GBC AG: Wie läuft die Integration und welche Synergieeffekte lassen sich beispielhaft anhand der von der gamigo AG zuletzt erworbenen amerikanischen Unternehmen darstellen?
Remco Westermann: Nach der jeweiligen Akquisition wird sich stark auf das Heben von Synergien fokussiert, z.B. durch die Zusammenführung von Backend-Plattformen und die Integration der Services in die Cloud, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führt. Ein Beispiel sind Kosteneinsparungen auf den Datenplattformen; Trion Worlds betrieb mehrere Rechenzentren mit viel freier Kapazität, um das weitere Wachstum der Spiele zu ermöglichen. Basierend auf dem set-up von gamigo werden die Spiele in die Cloud migriert, was dazu führt, dass nur für die tatsächlich genutzte Kapazität bezahlt wird, während man dennoch die Möglichkeit hat, schnell zu skalieren, sowie zusätzlich deutlich niedrigere Gesamtkosten durch die Skalen-Einkaufsvorteile der Gruppe. Zudem werden keine weiteren Investitionen in Hardware benötigt und es verbessert sich die Leistung mit geringeren Ausfallzeiten. Die WildTangent-Plattform bietet viele Synergien auf der Kostenseite ebenso wie auf der Einnahmenseite, mit zusätzlichen Umsatzmöglichkeiten für den Vertrieb anderer Spieltitel aus der Gruppe.
GBC AG: Welche Maßnahmen können für die Forcierung des organischen Wachstums, also für den Ausbau der eigenentwickelten Spiele oder für die Akquise aktiver Spieler, ergriffen werden?
Remco Westermann: Zur Klarstellung; Wir gehen kein Risiko für die Entwicklung neuer Spiele ein. Bei unserer derzeitigen Größe und Skalierung ist die Entwicklung neuer Spiele zu riskant; die Entwicklung eines MMOs (Massive ...
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