BERLIN (Dow Jones)--Mit Besorgnis hat die deutsche Wirtschaft auf den Schiedsspruch der Welthandelsorganisation WTO-Spruchs reagiert, nach dem die USA wegen europäischer Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus Zölle von 7,5 Milliarden US-Dollar auf EU-Exporte verhängen dürfen.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erklärte, mehr als jedes vierte deutsche Unternehmen im Ausland sehe laut seiner aktuellen Umfrage in Handelsbarrieren ein Top-Geschäftsrisiko. "Die deutschen Unternehmen blicken daher äußerst besorgt auf die neue Eskalation der transatlantischen Zollspirale", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. "Eine Verhängung weiterer Zölle in Milliardenhöhe würde den Handelskonflikt zwischen den USA und der EU in für beide Seiten schädlicher Weise verschärfen."
In der jetzigen konjunkturell überaus angespannten Lage wäre für die Unternehmen vielmehr eine gütliche Einigung auch in diesem Konflikt "überaus nötig". Die Entwicklung sei ein äußerst negatives Signal für die schwächelnde Weltkonjunktur und für die stark vom Export abhängige deutsche Wirtschaft. Sollten demnächst noch die auf Eis liegenden Autozölle hinzu kommen, würde das den Welthandel regelrecht erschüttern und in besonderer Weise den deutschen Export belasten. Für die deutschen Ausfuhren rechne man für 2019 mit allenfalls einem minimalen Wachstum von knapp über null. "Wenn sich in dem so wichtigen deutsch-amerikanischen Handel allerdings die Dinge noch weiter zuspitzen, werden unsere Unternehmen die wahre Flaute erst noch erleben", warnte Schweitzer.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, mahnte, der Streit über die öffentliche Förderung von Airbus und Boeing dürfe "zu keiner weiteren Belastungsprobe im transatlantischen Verhältnis führen". Beide Seiten müssten sich streng an die Vorgaben der WTO halten. Auch WTO-konforme Zölle schadeten Wirtschaft und politischen Beziehungen. Die USA und die EU sollten rasch eine Verhandlungslösung ohne Vorbedingungen finden.
"Eine Eskalation der gegenseitigen Retorsionsmaßnahmen würde nur zu weiteren unnötigen Handelsspannungen führen", warnte Lang. Sie träfen viele unbeteiligte Branchen auf beiden Seiten des Atlantiks.
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October 02, 2019 11:05 ET (15:05 GMT)
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