Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine ballistische Rakete von einem U-Boot aus abgefeuert, das US-Verteidigungsministerium bestreitet dies jedoch. Vieles deute darauf hin, dass Nordkorea eine "ballistische Rakete mit kurzer bis mittlerer Reichweite" von einer "Plattform" im Meer abgeschossen habe, nicht von einem U-Boot, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Verteidigungsminister Mark Esper habe am Donnerstag mit seinem japanischen Kollegen Taro Kono gesprochen. Beide seien sich einig gewesen, dass "Nordkorea diese Tests beenden sollte". Deutschland hat deswegen eine Diskussion des UN-Sicherheitsrats beantragt.
Mit dem jüngsten Raketentest wollte Nordkorea offenbar Stärke demonstrieren vor den neuen Atomgesprächen, die mit den USA am Samstag auf Expertenebene beginnen sollen. Weltweit haben nur wenige Staaten die Fähigkeit, mit Atomwaffen bestückte Raketen von U-Booten abzufeuern. Raketen, die von einem U-Boot aus abgefeuert werden, sind schwerer vom Gegner zu entdecken und zu zerstören als solche, die von mobilen Abschussrampen oder festen Silos am Land gestartet werden.
Nordkorea erklärte, der Test einer neuartigen ballistischen U-Boot-Rakete (SLBM) vom Typ Pukguksong-3, die am Mittwoch vor der Ostküste gestartet sei, sei erfolgreich verlaufen. Das Land habe damit seine militärische Schlagkraft erhöht, berichteten Staatsmedien weiter. Japans Regierungschef Shinzo Abe warf Nordkorea vor, gegen UN-Resolutionen verstoßen zu haben, die dem isolierten Land den Test ballistischer Raketen verbieten. Solche Raketen können in der Regel Atomsprengköpfe befördern und sind damit Massenvernichtungswaffen.
Nach Angaben von Experten handelte es sich um eine Rakete mit der größten Reichweite, die Nordkorea seit November 2018 erprobt hat. Das sei "unzweifelhaft der erste Test einer atomwaffenfähigen Rakete seit November 2017", schrieb der Sicherheitsexperte der Föderation amerikanischer Wissenschaftler, Ankit Panda, auf Twitter.
Südkorea und Japan hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass Nordkorea erneut eine ballistische Rakete in Richtung Japanisches Meer (koreanisch: Ostmeer) abgefeuert habe. Südkoreas Militär ging vom Test einer U-Boot-gestützten Rakete aus. Sie sei bei einer Flughöhe von maximal 910 Kilometern etwa 450 Kilometer weit geflogen. Bei kleinerem Winkel wäre sie weiter geflogen.
Nordkoreas Staatsagentur KCNA zeigte Bilder von einer Rakete, die senkrecht aus dem Wasser emporschießt. Es ging nicht daraus hervor, ob die Rakete von einem U-Boot aus gestartet wurde. Ein Schleppschiff in der Nähe deute darauf hin, dass eine "tauchfähige Startplattform" für den SLBM-Test benutzt worden sei, schrieb Experte Panda.
Sowohl Washington als auch Brüssel forderten, Pjöngjang müsse sich an seine Verpflichtungen aus UN-Sicherheitsresolutionen halten. Zudem appellierten sie an Nordkorea, sich weiter in Verhandlungen für Frieden und Stabilität sowie für die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu engagieren.
Nordkorea entwickelt seit Jahren verschiedene Raketentypen, die vom Land oder vom Wasser aus gestartet werden können. Die Führung in Pjöngjang hatte im Mai 2015 erklärt, das Land habe erstmals von einem U-Boot eine Rakete abgefeuert. Die Angaben wurden damals im Ausland angezweifelt. Etwa ein Jahr später testete Nordkorea eine neue SLBM-Rakete, bei dem der Flugkörper etwa 500 Kilometer weit flog.
Der südkoreanische Generalstab rief Pjöngjang auf, alles zu unterlassen, was neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schüren könne. Wenige Stunden vor dem Raketenstart hatte Südkorea erstmals öffentlich einige der 40 in den USA gekauften Kampfflugzeuge des Typs F-35 gezeigt, die als modernste der Welt gelten. Nordkorea kritisiert massiv die Beschaffung der Tarnkappenjets.
Die neuen Arbeitsgespräche zwischen Nordkorea und den USA sollten nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap vermutlich wieder in Schweden stattfinden. Nordkoreas Atomunterhändler Kim Myong Gil sei am Donnerstag in Peking eingetroffen. Es sei bestätigt worden, dass seine Delegation Tickets für den Weiterflug nach Stockholm gebucht habe. Das schwedische Außenministerium in Stockholm wollte die Berichte über ein Treffen in Schweden zunächst nicht bestätigen. Das US-Außenministerium hat den Treffpunkt bisher ebenfalls nicht bestätigt./dg/tk/cy/lsm/gma/jbz/DP/he
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