DJ WOCHENENDÜBERBLICK/5. und 6. Oktober 2019
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen aus dem Wochenendprogramm von Dow Jones Newswires.
Post-Streetscooter mit "signifikant zweistelligem" Millionenverlust
Der Elektrotransporter Streetscooter wird bei der Deutschen Post auch in diesem Jahr einen hohen zweistelligen Millionenverlust verursachen. Das Unternehmen spreche daher mit "potentiellen Partnern und mit Kaufinteressenten", sagte Konzernchef Frank Appel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Nach 70 Millionen Euro Verlust 2018 werde auch in diesem Jahr "ein signifikanter zweistelliger Millionenbetrag" als Defizit anfallen, sagte Appel wörtlich.
Mediator: Glyphosat-Prozess in USA wird um Vierteljahr verschoben
Der für Mitte Oktober geplante Prozess gegen Bayer um die Gesundheitsgefahren des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat wird verschoben. Das bestätigte der Chef-Verhandler im Mediationsverfahren zwischen Bayer und den Klägeranwälten, Kenneth Feinberg, dem Handelsblatt. "Nach Vereinbarung beider Seiten wird der Prozess auf ein Datum Anfang 2020 vertagt werden." Bisher war die Verhandlung ab dem 15. Oktober vor einem Gericht in St. Louis/US-Bundesstaat Missouri geplant.
Freenet sieht Mehrheit gegen Sunrise-Kapitalerhöhung
Freenet als Großaktionär des Schweizer Mobilfunkkonzerns Sunrise hat seine Kritik an dessen geplanter Übernahme des Schweizer Kabelnetzbetreibers UPC verschärft und sieht zunehmende Unterstützung für die Ablehnung. Freenet-Vorstandschef Christoph Vilanek sagte Euro am Sonntag: "Wir glauben an eine Mehrheit der Gegner". Die Transaktion habe in den vergangenen Monaten dramatisch an Wert verloren, "was vielen Bestandsaktionären immer klarer geworden ist". Sollte die Entscheidung auf dem entscheidenden Sunrise-Aktionärstreffen am 23. Oktober anders ausfallen, "haben wir aber notfalls einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, um bei der Kapitalerhöhung mitzumachen".
EnBW prüft Übernahme von Eon-Ladestationen und -Kunden
Der Energiekonzern EnBW prüft die Übernahme von Geschäften, die Eon verkaufen muss, um Auflagen der EU-Kommission zum Innogy-Deal zu erfüllen. Außerdem könnte der drittgrößte deutsche Energiekonzern sein Gewinnziel bereits ein Jahr früher als geplant erreichen, sagte EnBW-Chef Frank Mastiaux der Rheinischen Post aus Düsseldorf. Die EU-Wettbewerbsbehörde hatte Eon beim Innogy-Deal auferlegt, 34 Ladestationen an Autobahnen abzugeben und 400.000 Stromheizungskunden. Zur Ertragslage des Energiekonzerns sagte Mastiaux, das Ziel, 2020 wieder so profitabel zu sein wie 2012, "werden wir erreichen, vielleicht sogar schon dieses Jahr."
Weiterer Informant bereit zu Aussagen über Trump-Telefonat mit Selenskyj
Die Anwälte des Geheimdienst-Informanten, der die Ukraine-Affäre um US-Präsident Donald Trump mit ins Rollen gebracht hat, vertreten jetzt weitere Hinweisgeber, die zu einer Aussage bereit sind. Dies könne er bestätigen, sagte Andrew Bakaj, der leitende Anwalt des ersten Hinweisgebers. Mark Zaid, ein weiterer Anwalt, der den ersten Informanten vertritt, sagte, dass ein zweiter Informant aus erster Hand Kenntnis von einigen der in der ersten Beschwerde beschriebenen Anschuldigungen gegen Trump erhalten habe. Trump hatte seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat am 25. Juli gedrängt, Ermittlungen gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und vor allem dessen Sohn Hunter einzuleiten.
Nordkorea: Jüngste Atomgespräche mit den USA in Stockholm gescheitert
Die jüngste Runde der Atomgespräche zwischen Nordkorea und den USA ist nach den Worten des nordkoreanischen Verhandlungsführers gescheitert. Schuld seien die USA, sagte Unterhändler Kim Myong Gil in Stockholm. Die Gespräche hätten die "Erwartungen" Pjöngjangs nicht erfüllt und keinerlei Fortschritte gebracht. Das US-Außenministerium erklärte dagegen, es habe sich um "gute Gespräche" gehandelt.
EU-Ratspräsident Rinne rechnet mit britischem Verlängerungsantrag
Der finnische Ministerpräsident Antti Rinne, dessen Land derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat, geht davon aus, dass die EU-Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober nicht über ein konkretes Austrittsabkommen mit Großbritannien, sondern vielmehr über eine erneute Verlängerung der Brexit-Verhandlungen sprechen werden. Er wäre bereit dies zu erwägen, um einen harten Brexit zu verhindern. Der britische Premierminister Boris Johnson habe zwar noch zwei Wochen Zeit, um neue Vorschläge für einen Deal vorzulegen, sagte Rinne der Welt am Sonntag (WamS). "Aber es scheint so, als habe Johnson erst jetzt verstanden, was das für ein großes Durcheinander ist und er hat Schwierigkeiten einen Vorschlag zu machen, mit dem er da raus kommt", sagte der Sozialdemokrat.
Johnson sprach mit einzelnen Regierungschefs über Brexit-Vorschläge
Kurz vor der Fortsetzung der Brexit-Gespräche zwischen der EU-Kommission und Großbritannien hat der britische Premierminister Boris Johnson am Samstag versucht, in einer Reihe von Telefongesprächen EU-Regierungschefs von seinen jüngsten Vorschlägen zu überzeugen. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte erklärte anschließend, er habe Johnson gesagt, dass es noch "wichtige Fragen zu den britischen Vorschlägen" gebe. Der finnische Regierungschef und amtierende EU-Ratspräsident Antti Rinne erklärte, er habe Johnson gesagt, es sei wichtig binnen einer Woche eine Lösung zu finden. Johnson habe diesem Zeitplan zugestimmt. Eine EU-Kommissionssprecherin hatte bereits am Freitag erklärt, Johnsons Vorschläge stellten keine Grundlage für eine Einigung dar.
Zehntausende Schotten demonstrieren für Unabhängigkeit von Großbritannien
Zehntausende Menschen haben in Edinburgh für die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien demonstriert. Nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 200.000 Menschen an der Demonstration in der schottischen Hauptstadt teil, weit mehr als erwartet. Die schottische Regierungschefin und Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP), Nicola Sturgeon, strebt für das Jahr 2021 ein neues Referendum über die Unabhängigkeit an.
Seehofers Plan zu Aufnahme von Bootsflüchtlingen entzweit Union
Der Vorstoß von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) für eine Quotenregelung zur Aufnahme von Bootsflüchtlingen sorgt für Unruhe in der Union. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) distanzierte sich am Wochenende ausdrücklich von Seehofers Vorschlag und warnte vor neuen Anreizen für Schlepper. Ähnlich äußerten sich Thüringens CDU-Chef Mike Mohring und CDU-Vizechef Thomas Strobl. Seehofer reagierte mit Unverständnis auf die Kritik. Von den EU-Staaten forderte er mehr Engagement - ansonsten steuere Europa auf einen Zustrom von Flüchtlingen wie im Jahr 2015 zu.
Ungarische MOL will in Deutschland zukaufen und setzt auf Recycling
Der ungarische teilstaatliche Öl- und Gaskonzern MOL nimmt den deutschen Markt ins Visier. "Wir wollen unsere Wertschöpfungskette über das industrielle Recycling verlängern. Wir werden nach Deutschland kommen", sagte Zsolt Hernadi, CEO und Chairman von MOL, dem Handelsblatt. "Unsere beiden ersten Investitionen sind nur der Auftakt für weitere Zukäufe." Ungarns größter Konzern hat bereits den Markteintritt in der Recyclingindustrie mit den deutschen Unternehmen Aurora und APK geschafft. Dort wird Altplastik in chemischen Prozessen in neue Kunststoffe umgewandelt. Hernadi ist überzeugt, dass das Recyclinggeschäft gerade in Südosteuropa in Zukunft stark wachsen wird.
Grüne grenzen sich mit "radikal realistischem" Klimaplan von Koalition ab
Mit einem weitreichenden Maßnahmenpaket zum Klimaschutz wollen die Grünen das Klimapaket der großen Koalition in den Schatten stellen. Die Vorschläge der Partei seien "radikal realistisch" und sollten einen "neuen Anlauf in der Klimapolitik" einleiten, schreibt der Grünen-Bundesvorstand in seinem Leitantrag für den Parteitag im November. Die Partei setze sich damit von den Klimaplänen der "völlig ermüdeten Koalition" ab. Die Kernpunkte: Der Ausstoß von CO2 soll viel teurer werden als von der Koalition geplant, der Einbau von Ölheizungen soll sofort verboten werden, Autos mit Verbrennungsmotoren sollen langsam von den Straßen verschwinden und ab 2030 nicht mehr zugelassen werden. Änderungen sind auch in der Landwirtschafts- und Verkehrspolitik vorgesehen.
Ecuadors Präsident verschiebt wegen sozialer Unruhen Reise nach Deutschland
Der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno hat wegen heftiger innenpolitischer Unruhen eine Reise nach Deutschland verschoben. Der Bundesregierung sei mitgeteilt worden, dass Moreno wegen der "aktuellen Lage" lieber in Ecuador bleiben wolle, teilte Außenminister José Valencia mit. Moreno hätte am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und am Donnerstag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin zusammenkommen sollen. Der Besuch werde zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, sagte Valencia.
China zieht sich aus riesigem Gasprojekt mit Iran zurück
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
October 06, 2019 11:43 ET (15:43 GMT)
Der staatliche Ölkonzern China National Petroleum Corp (CNPC) hat sich aus einem 5 Milliarden Dollar umfassenden Erdgasprojekt im Iran zurückgezogen. Hintergrund ist, dass Sanktionen einige der letzten verbliebenen Handelspartner Teherans zwingen, Investitionen in das Land zu stoppen. Der iranische Ölminister Bijan Zangeneh sagte am Sonntag, dass das iranische Unternehmen Petropars Co ein Entwicklungsprojekt im Gasfeld South Pars vollständig übernommen habe, nachdem CNPC ausgestiegen sei.
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October 06, 2019 11:43 ET (15:43 GMT)
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