
Facebooks Allianz für die umstrittene
Digitalwährung Libra bröckelt mit dem Ausstieg großer Finanzdienste
wie Mastercard
US-Medien zufolge löste der massive regulatorische Widerstand
Bedenken im Kreis der Libra-Partner aus. Für Montag ist eine
wichtige Sitzung zur weiteren Zusammenarbeit in der Libra
Association mit Sitz in der Schweiz geplant, die die Digitalwährung
verwalten soll. Die Aussteiger könnten damit am Freitag die letzte
Chance für den Abgang vor einer förmlichen Mitgliedschaft genutzt
haben. Facebook
Von den damals genannten Zahlungsdienstleistern ist in der aktuellen
Liste der Partner nur noch PayU übrig geblieben. Auch der Name der
vor allem in Lateinamerika aktiven Firma Mercado Pago fehlt
inzwischen. Weiter dabei sind demnach noch unter anderem der
Reise-Spezialist Booking Holdings, die Fahrdienst-Vermittler Uber
Der Ausstieg von Mastercard und Visa trifft das Projekt besonders hart. Die weltbekannten Branchengrößen verliehen Libra mehr Glaubwürdigkeit und könnten zudem mit ihrer Infrastruktur eine wichtige Schnittstelle zur klassischen Finanzwelt bieten. Alle Aussteiger ließen zugleich die Tür für eine spätere Unterstützung des Libra-Projekts ausdrücklich offen.
Facebook will Libra laut bisherigen Ankündigungen im kommenden Jahr für Verbraucher verfügbar machen, die Idee stößt aber bei Politikern und Zentralbanken zum Teil auf heftigen Widerstand. Libra soll nach bisherigen Plänen eins zu eins mit einem Korb stabiler Währungen und Staatsanleihen abgesichert werden. Zwar weist Facebook Bedenken zurück, wonach die Digitalwährung in die Hoheit von Notenbanken eingreifen könnte. Auch betont der Internetkonzern, dass bei Libra kein neues Geld ausgegeben werde - dies bleibe Staaten vorbehalten.
Aufseher befürchten jedoch, dass der Fonds angesichts der enormen Nutzerzahlen von Facebook zu Verwerfungen auf den Geldmärkten führen könnte. Skeptiker stellen auch in Frage, ob das Projekt ausreichend gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung gewappnet ist. Facebook sicherte bereits zu, Libra erst zu starten, wenn alle Bedenken von Regulierern ausgeräumt sind.
Nach Facebooks Vorstellungen könnte Libra zunächst vor allem bei grenzüberschreitenden Überweisungen zum Einsatz kommen, später dann auch zum Bezahlen von Käufen sowohl online als auch in Läden.
Der bei Facebook für das Projekt zuständige Top-Manager David Marcus erklärte, man solle aus dem Abgang der Partner keine Schlüsse über das Schicksal der Digitalwährung ziehen. "Natürlich sind das keine großartigen Nachrichten auf kurze Sicht, aber auf eine gewisse Weise ist das auch befreiend", schrieb Marcus bei Twitter. "Wandel in diesem Maßstab ist hart." Wenn sich soviel Druck aufbaue, sei klar, dass man an etwas dran sei. Marcus, ein ehemaliger Chef des Bezahldienstes Paypal, dankte ausdrücklich Visa und Mastercard dafür, dass sie trotz des Drucks so lange an Bord geblieben seien.
In rund zehn Tagen soll Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der als Initiator des Libra-Projekts gilt, bei einer Anhörung in einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses zum Einfluss des Online-Netzwerks auf den Finanzdienst- und Immobiliensektor befragt werden. Marcus musste bereits im Juli im US-Senat Rede und Antwort zu Libra stehen./hbr/so/DP/edh
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