NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem in den vergangenen Tagen vorrangig die Entwicklung im US-chinesischen Handelsstreit die Richtung für die Wall Street vorgegeben hatte, verlagerte sich das Interesse der Anleger am Dienstag auf die beginnende Bilanzsaison. Die mit Spannung erwarteten Quartalsausweise der großen Banken Citigroup, Goldman Sachs, JP Morgan und Wells Fargo fielen zwar durchwachsen aus, dafür überzeugten Unternehmen aus anderen Branchen mit ihren Zahlen und Ausblicken.
Rückenwind kam auch aus Europa, wo es offenbar Fortschritte bei der Beilegung des Streits um den Austritt Großbritanniens aus der EU gibt. Beide Seiten näherten sich einander an, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Der Dow-Jones-Index stieg um 0,9 Prozent auf 27.025 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite rückten um 1,0 bzw. 1,2 Prozent vor. Damit rückten die Rekordhochs aus dem Juli wieder in Sichtweite. Es wurden 1.893 (Vortag: 1.314) Kursgewinner gesehen, denen 1.062 (1.596) -verlierer gegenüberstanden, während 63 (105) Titel unverändert schlossen.
Einen ersten Höhepunkt der gerade anlaufenden Bilanzsaison in den USA markierten die vorbörslich veröffentlichten Quartalszahlen der US-Banken Goldman Sachs, Wells Fargo, Citigroup und JP Morgan. Dabei ergab sich ein durchwachsenes Bild. Zwar schwächelte das Geschäft der Banken mit institutionellen und Unternehmenskunden, doch war das Konsumentengeschäft ungebrochen stark, wie Analysten anmerkten. Derzeit sei es besser, eine traditionelle, auf Konsumenten ausgerichtete Bank zu sein als eine Investmentbank, kommentierte etwa Stephen Biggar von Argus Research die Zahlenausweise.
Gleichwohl waren Banken mit durchschnittlichen Kursgewinnen von 2,1 Prozent stärkster Sektor. Positiv auf die Aktienkurse im Bankensektor dürften auch die wieder etwas gestiegenen Anleiherenditen gewirkt haben.
Am Mittwoch wird noch die Bank of America ihre Quartalszahlen veröffentlichen, als Abschluss folgt am Donnerstag Morgan Stanley. Jedoch könnten Schlagzeilen rund um den Handelsstreit jederzeit Bewegung in die Märkte bringen, warnt ein Beobachter.
Die Agenda an US-Konjunkturdaten war überschaubar. Es wurde lediglich der Empire State Manufacturing Index für Oktober veröffentlicht, der besser als erwartet ausfiel. Der Index erhöhte sich auf plus 4,0. Volkswirte hatten einen Rückgang auf plus 0,8 prognostiziert. Im Vormonat hatte der Index bei plus 2,0 gelegen.
Ölpreise weiter mit Abgaben - Pfund legt zu
Während der US-chinesische Handelsstreit am Aktienmarkt in den Hintergrund rückte, ging am Ölmarkt erneut die Angst vor einer Nachfrageschwäche als Folge des Konflikts um. Zum Wochenausklang hatten noch Hoffnungen auf eine Einigung im US-chinesischen Handelsstreit und die Nachricht, dass ein iranischer Öltanker offenbar von zwei Raketen getroffen wurde, für Gewinne gesorgt. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 1,5 Prozent auf 52,81 Dollar, Brent ermäßigte sich um 1,0 Prozent auf 58,74 Dollar.
Der "sichere Hafen" Gold gab nach anfänglichen Gewinnen nach, auch belastet von den wieder gestiegenen Anleihezinsen. Der Preis für die Feinunze fiel um 0,8 Prozent auf 1.481 Dollar.
Für die US-Anleihen ging es nach dem Feiertag zu Wochenbeginn leicht abwärts. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um 4,1 Basispunkte auf 1,77 Prozent.
Das Pfund zog mit den neuen Nachrichten zum Brexit an. Die britische Währung sprang in der Spitze bis auf 1,28 Dollar nach Ständen um 1,2550 Dollar am Vorabend. Auslöser waren neben der Bloomberg-Meldung Aussagen von EU-Chefunterhändler Michel Barnier, dass ein Vertrag mit Großbritannien noch in dieser Woche möglich sei. Dies wurde dahingehend gewertet, dass die Gespräche erfolgreich verliefen. Der Euro erholte sich im Windschatten des Pfunds auf rund 1,1030 Dollar, nachdem er vorübergehend unter 1,10 Dollar gefallen war.
Bankenergebnisse mit Licht und Schatten
JP Morgan hat den Gewinn im dritten Quartal trotz sinkender Zinsen und eines sich eintrübenden Umfelds gesteigert. Die Bank profitierte unter anderem von einem starken Anleihengeschäft. Die Erwartungen wurden übertroffen. Die Aktie stieg um 3,0 Prozent.
Die Citigroup hat im dritten Quartal von einer niedrigeren Steuerlast und leicht höheren Erträgen profitiert. Unter dem Strich übertraf die Bank die Erwartungen der Analysten. Allerdings stiegen die Kosten, und das Aktiengeschäft lief schwach. Die Titel machten anfängliche Verluste wett und gewannen 1,4 Prozent.
Wells Fargo hat im dritten Quartal dagegen bei etwas höheren Einnahmen unerwartet weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Eine Rückstellung in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar für weitere Rechtskosten im Skandal um die Eröffnung fingierter Konten belastete die Bilanz. Die Aktie schloss 1,7 Prozent höher.
Goldman Sachs hat im dritten Quartal vor allem wegen niedrigerer Einnahmen und einer höheren Risikovorsorge deutlich weniger verdient. Das Ergebnis fiel unter den Erwartungen der Analysten aus. Die Aktie rückte um 0,3 Prozent vor.
United Health haussieren nach überzeugenden Zahlen
Angeführt wurde der Dow-Jones-Index von United Health, die um 8,2 Prozent nach oben sprangen. Zahlen und Ausblick des Krankenversicherers hatten positiv überrascht.
Auch der Gesundheitskonzern Johnson & Johnson hatte mit den Geschäftszahlen für das dritte Quartal überzeugt, die Titel legten um 1,6 Prozent zu. Der bereinigte Gewinn je Aktie übertraf mit 2,12 Dollar die laut FactSet bei 2,01 Dollar liegende Erwartung. Entgegen den Erwartungen ist auch der Umsatz gestiegen. Den Ausblick hat das Unternehmen angehoben.
Der US-Fahrdienstvermittler Uber baut erneut Stellen ab - insgesamt werden 350 Jobs gestrichen. Dies entspricht etwa 1 Prozent der Belegschaft. Es ist bereits das dritte Mal, dass der US-Konzern Stellen streicht. Uber hatte im August wegen verstärkten Wettbewerbsdrucks und Kosten für den Börsengang den höchsten Quartalsverlust in der Unternehmenshistorie verbucht. Die Geschäftszahlen für das dritte Quartal werden am 4. November vorgelegt. Die Aktie gewann 2,8 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 27.024,80 0,89 237,44 15,85 S&P-500 2.995,68 1,00 29,53 19,50 Nasdaq-Comp. 8.148,71 1,24 100,06 22,81 Nasdaq-100 7.942,85 1,28 100,52 25,48 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 1,62 2,9 1,59 41,6 5 Jahre 1,59 3,6 1,56 -33,0 7 Jahre 1,68 3,8 1,64 -56,8 10 Jahre 1,77 4,1 1,73 -67,3 30 Jahre 2,23 3,6 2,20 -83,5 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:49 Uhr Mo, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 1,1031 +0,05% 1,1031 1,1020 -3,8% EUR/JPY 120,09 +0,50% 119,42 119,50 -4,5% EUR/CHF 1,1021 +0,23% 1,0985 1,0986 -2,1% EUR/GBP 0,8642 -1,00% 0,8757 0,8754 -4,0% USD/JPY 108,86 +0,44% 108,27 108,44 -0,7% GBP/USD 1,2767 +1,09% 1,2597 1,2587 +0,0% USD/CNH (Offshore) 7,0826 +0,19% 7,0606 7,0694 +3,1% Bitcoin BTC/USD 8.168,25 -1,68% 8.318,75 8.274,50 +119,6% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,93 53,59 -1,2% -0,66 +9,8% Brent/ICE 58,88 59,35 -0,8% -0,47 +6,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.481,15 1.492,80 -0,8% -11,66 +15,5% Silber (Spot) 17,39 17,67 -1,6% -0,28 +12,3% Platin (Spot) 888,00 893,00 -0,6% -5,00 +11,5% Kupfer-Future 2,61 2,63 -0,9% -0,02 -1,4% ===
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October 15, 2019 16:11 ET (20:11 GMT)
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