BERLIN (Dow Jones)--Ökonomen an deutschsprachigen Universitäten haben sich in einer Umfrage mehrheitlich für die Schuldenbremse und gegen ein Festhalten an der schwarzen Null ausgesprochen. Das zeigt das sogenannte Ökonomenpanel, eine regelmäßige Befragung des Ifo-Instituts und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter 120 Wirtschaftsprofessoren.
Demnach sprachen sich 57 Prozent der Teilnehmer für eine Beibehaltung der Schuldenbremse aus. Dieses Instrument wirke auf die öffentliche Hand disziplinierend, gaben viele von ihnen laut dem Ifo-Institut zur Begründung an. 28 Prozent lehnten die Schuldenbremse ab. Zur Begründung hieß es unter anderen, dass die Schuldenbremse auf keiner theoretischen Grundlage fuße, Investitionsausgaben hemme und somit zukünftiges Wachstum reduziere. 15 Prozent waren in der Frage unentschlossen.
Die 2016 in Kraft getretene Schuldenbremse legt konkret fest, dass die von der Konjunktur unabhängige Neuverschuldung des Bundes innerhalb eines Jahres nicht über 0,35 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts liegen darf. Für die Länder tritt das Verbot der Neuverschuldung erst ab 2020 in Kraft.
Auf breite Skepsis trifft unter den Ökonomen dagegen die sogenannte schwarze Null. Im Gegensatz zur Schuldenbremse wird hierbei vollständig auf eine Neuverschuldung im Bund verzichtet. 48 Prozent lehnen dieses strenge Haushalten ab. Ein Drittel der Wirtschaftsprofessoren befürwortet die schwarze Null weiterhin, knapp jeder Fünfte ist unentschlossen.
Die Kritiker verweisen auf die gegenwärtige Konjunkturflaute, die höhere Ausgaben erforderlich mache, den Investitionsstau und den Klimaschutz. "Wie kann man es wagen, den Kindern zuliebe keine Schulden zu machen und ihnen dafür eine kaputte Umwelt zu hinterlassen?", fragte der frühere Wirtschaftsweise und Würzburger Volkswirt, Peter Bofinger.
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October 21, 2019 04:36 ET (08:36 GMT)
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