Wegen hoher Investitionen in die neue
5G-Mobilfunktechnik hat der Netzwerkausrüster Nokia
An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kurssturz, die
Nokia-Aktie sackte kurz nach Handelsbeginn um 23 Prozent ab. Am
Mittag lag sie immer noch rund 20 Prozent im Minus. Der Trend ist
bei Nokia ohnehin klar negativ: Seit Jahresbeginn haben die im
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Der harte Kampf um Marktanteile im 5G-Geschäft hinterlässt bei den
in der Vergangenheit lange Zeit kriselnden Finnen seine Spuren.
Obwohl Konzernchef Rajeev Suri von einem starken vierten Quartal
ausgeht, verwies er auf die anhaltenden Risiken, die mit der
Aufbauphase der neuen Mobilfunknetze durch Telekomkonzerne
einhergingen und die das Unternehmen im dritten Quartal zu spüren
bekommen habe. Etwa durch hohe Kosten und Preisdruck,
Schwierigkeiten mit der Profitabilität in China und Unsicherheiten
hinsichtlich der Folgen einer Fusion in Nordamerika. Damit dürfte
der geplante Zusammenschluss der US-Mobilfunkanbieter Sprint und
T-Mobile US
Suri kündigte zudem an, dass die Finnen unter anderem in die Digitalisierung interner Prozesse investieren werden, um Produktkosten zu reduzieren und die Produktivität zu erhöhen. Hinzu kommen weitere Investitionen in die Software des Unternehmens.
Die Senkung der Gewinnprognose für die Jahre 2019 und 2020 ist die Konsequenz der Investitionen und anhaltenden Marktrisiken. Eine Erholung erwartet Suri erst im Jahr 2021. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 2019 nun bei rund 21 Cent liegen. Zuvor war Nokia von 25 bis 29 Cent ausgegangen. Bei der bereinigten operativen Marge erwartet der Konzern jetzt rund 8,5 Prozent. Bislang war der Netzwerkausrüster von 9 bis 12 Prozent ausgegangen.
Beim Ausblick für 2020 ruderte Nokia noch stärker zurück. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll im kommenden Jahr bei 25 Cent liegen, es könnten auch fünf Cent mehr oder weniger sein. Zuvor lag die erwartete Spanne bei 37 bis 45 Cent. Die operative Marge soll bei rund 9,5 Prozent liegen, vorher waren es noch 12 bis 16 Prozent.
Das Nokia-Management teilte zudem mit, dass es keine Dividende für das dritte und vierte Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahrs 2018 ausschütten werde. Auch damit wolle der Konzern seine Investitionen in den 5G-Ausbau und das eigene Wachstum absichern. Auf lange Sicht will Nokia aber, weiterhin eine Quartalsdividende ausschütten. Diese sei jedoch abhängig vom jeweiligen Gewinn. Erst wenn die Kassenlage auch wieder besser sei und das Unternehmen einen Mittelbestand von rund 2 Milliarden Euro erreiche, sollten wieder Ausschüttungen fließen.
Aus Sicht von Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JP Morgan rückt durch die Reduzierung der Gewinnziele und die vorläufige Aussetzung der Dividendenzahlung in den Hintergrund, dass Nokia im dritten Quartal beim Umsatz und operativen Ergebnis positiv überrascht habe. Auch Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs hob hervor, dass die Kennnziffern besser als erwartet ausgefallen seien. Allerdings werde dies von den deutlich reduzierten Ergebniszielen überschattet.
Zwischen Anfang Juli und Ende September steigerte Nokia zwar den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn ging aber um 2 Prozent auf 478 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich fuhr Nokia einen auf die Aktionäre entfallenden Überschuss von 82 Millionen Euro ein, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 79 Millionen Euro für den im Umbau befindlichen Konzern zu Buche stand.
Nokia kämpft unter anderem mit dem schwedischen Konkurrenten
Ericsson
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AXC0199 2019-10-24/12:50