BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Kreditwirtschaft hat nach der letzten EZB-Ratssitzung unter Leitung des scheidenden Notenbankpräsidenten Mario Draghi eine Umkehr in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verlangt. "Während die Banken im Euroraum für ihre Einlagen Zinsen an die EZB zahlen müssen, erhalten US-amerikanische Mitbewerber dafür Geld von der Fed", sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Hans-Walter Peters. "Das kann so nicht bleiben: Negative Zinsen auf Dauer festzuschreiben, bringt unser Finanzsystem in ganz schweres Fahrwasser."
Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Iris Bethge-Krauß, forderte einen "Kurswechsel". Sie hoffe, dass die EZB nun mit dem Führungswechsel ihre bisherige Politik und deren Langzeit-Folgen auf den Prüfstand stelle. "Mit Christine Lagarde nimmt eine Frau die Zügel in die Hand, die sich mit dem Management von Krisen auskennt, die mit Weitblick agiert und angekündigt hat, mehr auf die Bedenken und Sorgen der Bürger einzugehen", erklärte sie. "Ich hoffe, dass sie als EZB-Präsidentin den Mut besitzt, die notwendige Zinswende einzuleiten."
Sowohl Peters als auch Bethge-Krauß würdigten aber auch Draghis Rolle in der Finanzkrise. "Die Leistungen von Mario Draghi als EZB-Präsident insbesondere in der ersten Hälfte seiner Amtszeit sind unbestritten", sagte Peters. Bethge-Krauß erklärte, Draghi habe vor allem zu Beginn seiner Amtszeit Mut bewiesen und durch unkonventionelle Maßnahmen "maßgeblich zur Stabilität Europas und zum Erhalt des Euro beigetragen".
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October 24, 2019 09:26 ET (13:26 GMT)
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